Games in der Cloud: Next Level Mobile Gaming

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Game Streaming nennt sich der heißeste Trend auf dem digitalen Spielemarkt. Gemeint ist nicht, einem ambitionierten Gamer über das Netz bei seinem Freizeitvergnügen zuzusehen – das ist mittlerweile schon ein ziemlich alter Hut. Nein, jetzt drängen virtuelle Spiele aus der Cloud auf den Markt, Programme also, die sich hauptsächlich auf einem fernen Server statt auf der heimischen Festplatte befinden. Das Endgerät benötigt nur noch eine minimale Grundinstallation – und somit kaum noch internen Festplattenspeicher. Das hat weitreichende Auswirkungen.

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Cloud Computing rückt vom Berufsleben in den Alltag vor

Das Cloud Computing gehört für viele Menschen im Berufsleben längst zum Alltag: Dokumente werden in der digitalen Wolke abgelegt und im Team bearbeitet, selbst dann, wenn die Teilnehmer auf der anderen Seite der Erde sitzen. So ist das Arbeitsmaterial nicht mehr nur im Büro oder auf dem heimischen Dienstrechner abrufbar, sondern von überall her erreichbar, natürlich unter Eingabe von Benutzername und Passwort. Das macht mobile Speichereinheiten wie USB-Sticks und SD-Karten jetzt schon beinahe überflüssig: Daten müssen nicht mehr aufwendig analog hin- und hertransportiert werden (mit dem Risiko, unterwegs verloren zu gehen), sondern sie verbleiben einfach in der Cloud.

Es ist mittlerweile schon einige Jahr her, dass Microsoft offiziell den Plan hegte, auch komplexe Videospiele in die Cloud zu übertragen und damit quasi die Xbox zu entlasten. Die Konsole könnte auf diese Weise mit reduzierter Hardware digitale Darstellungen produzieren, die nur durch Unterstützung „von außen“ möglich sind. Nach dieser Ansage sah es allerdings eine ganze Weile ziemlich mau aus mit den hochtrabenden Plänen, stattdessen tun sich jetzt interessante Dinge auf PC-Sektor. Ein Pokerspiel um den ersten Platz im Game Streaming hat unter den verschiedenen Anbietern begonnen. Google hat darin derzeit die Nase vorn.

Game Streaming: Was bedeutet das im Detail?

Klären wir aber erst einmal das Grundlegende, bevor wir zu den derzeitigen Pionieren auf dem neuen Spielemarkt kommen. Was unterscheidet das Game Streaming vom Video Streaming? In beiden Fällen „mietet“ der Anwender Programmdaten und eine Rechenleistung auf einem Fremdserver. Doch beim Video-on-Demand fließen die Daten nur in eine Richtung, von der Cloud auf das Endgerät. Beim Game Streaming jedoch ist ständige Interaktion gefragt: Die Eingaben des Nutzers müssen in Rekordgeschwindigkeit zurück an den Server fließen, und zwar in Bruchteilen von Sekunden. Wer beispielsweise in Fortnite seine vielzähligen Gegner in Schach halten möchte, der muss unbedingt schneller sein als jeder Einzelne von ihnen. Das funktioniert nicht nur mit einer hohen menschlichen Reaktionsgeschwindigkeit, sondern auch die Technik muss mitspielen, nicht zuletzt das Internet. Eine stabile Verbindung ist dringend nötig und ein hochfrequenter Datenverkehr. Dass es in Deutschland teilweise genau daran mangelt, ist ein offenes Geheimnis – und sicherlich ein Hemmstein auf dem Weg zu einer echten Cloud-Revolution. Doch das heiße Texas Hold’em ums schnelle Internet hat immerhin begonnen, das Glasfasernetz wächst (leider noch recht gemächlich) und 5G bringt sich in Position. Auch deutsche Gamer haben also die Chance, eines Tages flächendeckend vom Wolkentrend zu profitieren.

Eine neue „mobile Revolution“ kündigt sich an

Das Ganze gilt nicht nur für stationäre PCs, sondern auch für Smartphones und Tablets, darum haben wir soeben auf den 5G-Standard verwiesen. Und wer genauer hinsieht, dem erscheint es kaum als ein Wunder, dass die aktuellen Veränderungen gerade in der Welt der mobilen Handspiele auf großes Gehör stoßen. Die Mobile-Gaming-Branche wächst seit mehreren Jahren unaufhörlich und ist zu einem Multi-Milliarden-Dollar-Business geworden. Gleichzeitig ist das Angebot an Spielen in den App-Stores schon jetzt gigantisch, es deckt inzwischen alle Spiel-Genres ab, vom Bubble-Shooter für zwischendurch bis hin zum Live-Poker-Spiel gegen Mitspieler auf der ganzen Welt. Besonders die Pokerszene bewegt sich inzwischen größtenteils virtuell im Netz, wofür eine ganze Reihe an mobilen Optionen zur Verfügung stehen. Es handelt sich um ein echtes Paradebeispiel, denn die nötigen Poker-Funktionen in Spielen wie Texas Hold’em oder Omaha Hi-Lo lassen sich optimal auf die mobilen Geräte übertragen.

Doch war es bislang ein Problem, wirklich „fette“ Triple-A-Spiele aufs Smartphone zu übertragen, weil die Geräte leicht und dünn bleiben müssen und natürlich nur einen begrenzt belastbaren Akku besitzen. Auch Konsolen wurden in den letzten Jahren immer kleiner und mobiler, beste Beispiele hierfür sind die Playstation Portable und die Nintendo Switch. Mit ihnen ernsthaft auf dem Gaming-Sektor zu konkurrieren, das war für die mobilen Endgeräte zuletzt kaum noch möglich – aber die Cloud mischt nun die Pokerkarten wieder neu. Mithilfe der Datenwolke kann jeder jedes Spiel auf-welchem-Gerät-auch-immer spielen, ohne in Rekordzeit den Akku leerzusaugen oder gigantische Technik mit sich herumzuschleppen.

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Google Stadia: ein Pionier im Cloud Gaming

Google hat, wie gesagt, die Zeichen der Zeit für sich erkannt. Mit Stadia erschuf der digitale Gigant eine Cloud-Gaming-Plattform, die in der Gamer-Welt große Beachtung findet. Vorgestellt wurde das Portal bereits im März 2019 auf der Game Developers Conference (GDC), also vor über einem Jahr. Der offizielle Launch erfolgte am 19. November 2019, mit viel Tamtam und Trommelwirbel. Verfügbar war der Dienst zum Start in insgesamt 14 Ländern, in Deutschland stürmten Spielefans ab 18 Uhr die virtuelle Google-Bude. Das Abo kostet 9,99 Euro je Monat, darin sind pro Monat mindestens zwei neue Spiele enthalten. Einzelspiele können eine zusätzliche Gebühr aufwerfen, also in etwa wie das Streaming bei Amazon Prime, nur nicht ganz so „billig“. Die Preise sind mit PC- und Konsolenspielen vergleichbar, die bei neuen Trendprodukten etwa zwischen 50 und 70 Euro liegen.

Die Auflösung liegt natürlich beim hohen Standard 4K oder HDR, darunter ist heute ohnehin kaum noch etwas zu machen. Der Sound ist mit 5.1 Surround Sound angegeben und die Framing-Rate überzeugt mit flotten 60 FPS. Für dieses doch ziemlich satte Programm gibt es keine besonderen Hardwareanforderungen – und genau das ist der Clou. Google Stadia Pro soll das Äquivalent zu Xbox Gold und Playstation Plus werden und ein stetig wachsendes Angebot an kostenlosen Spielen bereithalten. Wer mag, schaut als Neukunde erst einmal zum Probemonat gratis herein, als Eintrittskarte gilt ein Google-Konto mit Zahlungsinformationen.

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GeForce Now: das Angebot von Nvidia

Auch Nvidia will sich natürlich nicht lumpen lassen und hat einen eigenen Dienst ins Leben gerufen. Sein Name: GeForce Now. Der Cloud-Gaming-Service ging schon 2013 in die Beta-Phase, die eigentliche Veröffentlichung erfolgte aber erst im Februar 2020. Die Gamer benötigen zusätzlich einen Zugang zu einer Spiele-Vertriebsplattform wie Epic Games Store, Uplay oder Steam, denn Nvidia stellt nur die Server und somit die zugehörige Rechenleistung bereit. Ganz zu Anfang gab es noch ein Spiele-Abonnement, doch das wurde beim Launch gestrichen. Der Anbieter hat sich für den großen Ansturm gerüstet, er betreibt allein für GeForce Now 9 Rechenzentren auf dem nordamerikanischen Kontinent und 6 Serverhallen in Europa. Die Kapazitäten für Deutschland stellt Nvidia in Frankfurt am Main bereit, also relativ zentral.

Wer Geld sparen möchte, kann den Datenservice sogar kostenlos in Anspruch nehmen, allerdings gibt es dann ein zeitliches Limit von einer Stunde je Sitzung – und eventuell landet der Nutzer vor dem eigentlichen Genuss in einer Warteschlange. Denn im Pokerspiel um einen freien Platz auf dem Server kann es schon mal zu Engpässen kommen, die den Gratis-Gamern dann auf die Füße plumpsen. Für derzeit 5,49 Euro im Monat fallen die Beschränkungen weg, hinzu kommt dann der freundliche Raytracing-Support durch Nvidia RTX. Full HD ist eine Selbstverständlichkeit, schließlich befinden sich auf den Servern echte Nvidia-Grafikkarten. Das jeweilige Endgerät muss diese Auflösung allerdings unterstützen, sonst landet der Nutzer doch auf einem niedrigeren grafischen Level. Die Framing-Rate schnellt manchmal auf 120 FPS, doch meistens liegt sie bei 60 Bildern pro Sekunde. Irgendwann im Laufe dieses Jahres soll es eine 4K-Auflösung und noch höhere Bildfrequenzen geben, schließlich befindet sich das Cloud-System deutlich auf dem aufsteigenden Ast.

Die Voraussetzungen fürs Cloud-Gaming: Was brauche ich?

Ein lahmes Internet gilt als Ausschlusskriterium für das Cloud-Gaming. Wer sich also noch mit einem altmodischen DSL-Anschluss herumplagt, sollte sich noch in Geduld üben, bis der Breitbandausbau endlich auch ihn erreicht. Permanente 15 MBits bilden die Mindestvoraussetzung, um die digitalen Dienste einigermaßen effizient in Anspruch zu nehmen. Dann sollte die Auflösung allerdings nicht bei Ultra HD oder 4K liegen, sondern eher bei Full HD, um keine nervigen Ruckeleien auszulösen. Als Faustregel gilt: Läuft bei Ihnen der Netflix-Stream in 4K-Qualität einwandfrei, dann ist wahrscheinlich auch mindestens ein Full-HD-Gaming möglich. Legen Sie sich im Poker um den besten Zugang auf jeden Fall einen modernen Router zu, der den höchsten WLAN-Standard unterstützt, für ein flüssiges Spiel-Erlebnis. Ein niedriger Ping hält den Input-Lag unten, auch das sollten Sie bedenken. Ein herkömmlicher verkabelter Internetanschluss „belastet“ Ihr Spielvergnügen mit einer zusätzlichen Latenzzeit von 20 bis 30 ms, eine Zahl, die durchaus zu ertragen ist, wenn Sie Ihr Gaming-Hobby nicht unbedingt zum Beruf machen wollen.