Wi-Fi 7.: Die drahtlose Fleissbiene Nr.7 im Anflug

0

Immer mehr Hersteller werben mit Wi-Fi 7. Im Januar begann jetzt die Zertifizierung von Endgeräten durch die Wi-Fi Alliance für den neuen Wi-Fi-Standard, der als 802.11be bekannt ist. Wi-Fi 7 verspricht beeindruckende Geschwindigkeiten von fast 5,8 Gbit/s und deutlich gesteigerte Effizienz in der Datenübertragung, vergleichbar mit dem Fleiß einer Biene. Doch was unterscheidet Wi-Fi 7 von seinem Vorgänger Wi-Fi 6, und ist ein Upgrade lohnenswert?

Nach AX kommt BE – zumindest, wenn es nach der Arbeitsgruppe beim Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) geht, der wir alle WLAN-Funkstandards seit 1997 zu verdanken haben. Bereits 2018 begann man hier über einen Nachfolger von Wi-Fi 6 (802.11ax) unter dem Arbeitstitel EHT (Extremly High Througput) zu diskutieren. Aus EHT wurde die Norm 802.11be, die heute als Wi-Fi 7 von der Wi-Fi Alliance und deren Mitgliedern vermarket und seit Januar zertifiziert wird.

Was macht Wi-Fi 7 so besonders?

Kurze Antwort: Es ist schneller. Und zwar deutlich. Wi-Fi 7, alias 802.11be, verspricht eine 2,4-fache Steigerung der Datenübertragungsgeschwindigkeit im Vergleich zu seinem Vorgänger Wi-Fi 6. Es sind jedoch nicht nur die Zahlen, die beeindrucken. Vielmehr ist es die Raffinesse, mit der diese Geschwindigkeit erreicht wird, die Wi-Fi 7 zu einem bedeutenden Fortschritt der Alltagstechnologie macht.

Neue Datenautobahn auf 6 GHz

Wie bereits Wi-Fi 6E unterstützt auch Wi-Fi 7 ein komplett neues Frequenz-Band. Neben dem bekannten 2,4- und 5-GHz-Band kommt im Vergleich zu Wi-Fi 6 ein neues Band im 6-GHz-Bereich dazu. Die Nutzung des 6-GHz-Frequenzbands für Wi-Fi 7 war hart umkämpft und wurde erst durch eine Einigung mit den Mobilfunkanbietern möglich. In der EU sind aktuell allerdings nur 480 MHz von 1.200 MHz für Wi-Fi-Funk freigegeben. Von diesem neuen Frequenzband als Daten-
autobahn profitieren aktuell nur Endgeräte, die ebenfalls Wi-Fi 6E und Wi-Fi 7 unterstützen. Auch physikalische Gesetze kann Wi-Fi 7 nicht außer Kraft setzen: je höher die Frequenz, desto geringer die Reichweite. Dem entgegen könnte man nur die Sendeleistung (mWatt) erhöhen, doch die Sendeleistung ist, wie bei allen privaten Sendeanlagen, gesetzlich begrenzt. Ohne ­Repeater wird man also auch bei Wi-Fi 7 keine große Reichweite bzw. Abdeckung erreichen können.

Doppelte Spurbreite

Bei Wi-Fi 7 sind erstmals sehr breite Funkkanäle möglich. Während ältere Wi-Fi Standards mit 40 MHz, Wi-Fi 5 mit 80 MHz und Wi-Fi 6 mit 160 MHz-Bandbreite pro Kanal funken, darf Wi-Fi 7 nun ein weiteres Mal breiter werden, also 320 MHz Kanäle nutzen. Um beim Beispiel der Datenautobahn zu bleiben, können bei Wi-Fi 7 die Fahrspuren nochmals verdoppelt werden. Statt vier oder sogar nur zwei Spuren gibt es nun also quasi nur eine 320 MHz breite Spur, auf der auch extra-breite und extra-schnelle Fahrzeuge fahren können. Diese extreme Spurbreite von 320 MHz ist aktuell allerdings nur auf dem neuen Frequenzband (6 GHz) erlaubt. Auf den Frequenzen im 2,4 GHz-Band wird die von WLAN-Router und WLAN-Endgerät ausgehandelte Spurbreite von 40 oder 80 MHz beibehalten. Ganz besonders pfiffig ist bei Wi-Fi 7 die Möglichkeit der Daten-Trucks ihre Spurbreite anzupassen. Der Fachbegriff puncturing oder Punctured Mode beschreibt die Fähigkeit, andere Verkehrsteilnehmer oder Störungen (wie Schlaglöcher) zu umfahren und auf jeder Datenautobahn die optimale Datenübertragung zu ermöglichen.

Viermal mehr Manipulation pro Welle

Als es Guglielmo Marconi 1897 gelang elektrische Wellen zu manipulieren und die Botschaft „So soll es sein“ per Funk-Morsezeichen zu übermitteln, war dies eine Sensation, die etablierte Physiker schockierte. Bis heute ist die Manipulation von elektromagnetischen Wellen die Grundlage jeder drahtlosen ­Radio- und Funk-Übertragung. Verfälscht wird dabei aber nicht die Anzahl der Schwingungen (Frequenz), sondern die Amplituden bekommen salopp gesagt eine Delle oder einen Hieb von der Seite, damit sie nicht mehr 100-prozentig gerade Schwingen. Der Empfänger kann solche Dellen erkennen und als 1 (Delle) oder 0 (keine Delle) als digitale Binär-Informationen interpretieren. Kombiniert mit einer Phasenmodulation ermöglicht Wi-Fi 7 eine viermal höhere Quadratur-Amplituden-Modulation von 4K als 1K bei Wi-Fi 6/6E.

Wi-Fi 7 bringt Verbesserungen bei Latenz, Geschwindigkeit, Robustheit und Abdeckung. Diese Kombination ermöglicht leistungsstarke drahtlose Kommuni-kation auch für zukünftige Echtzeit-anwendungen wie Virtual Reality, Cloud Computing,
Gaming, Metaverse etc.
Quelle: AVM (FRITZ!Box)

Gleiche Daten auf mehreren
Autobahnen gleichzeitig

Wi-Fi 7 führt Multi-Link Operation (MLO) ein. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die es Endgeräten ermöglicht, gleichzeitig auf mehreren Bändern zu kommunizieren und Datenpakete redundanzfrei zu übertragen. Dies führt zu einer verbesserten Stabilität und Geschwindigkeit, insbesondere für Anwendungen, die eine geringe Latenz erfordern. Bisher mussten sich Router und WLAN-Endgerät am Anfang ihres Datenaustausches darüber einig werden, welche Datenautobahn mit welcher Spurbreite und mit welchem Fahrzeug (Maximalvolumen) genutzt werden kann. Der Saugroboter nutzt das 2,4-GHz- und der neue Fernseher als Cybertruck bereits das 5-GHz-Band, während das ­Wi-Fi-7-fähige Smartphone schon auf die neue 6-GHz-Rennstrecke darf. Mit MLO (Multi-Link Operation) können sich Wi-Fi-7-Endgeräte zudem auf mehreren Bändern (Datenautobahnen) gleichzeitig bewegen und bei Stau auf alternative Routen umsteigen. Auch lassen sich zwei Datenpakete mit identischem Inhalt auf die Reise schicken, um die jeweils schnellere Übertragung sowie eine höhere Daten-Stabilität zu gewährleisten. Diese Methode wird als „Deterministische“ Latenz (lat. festlegen) bezeichnet, weil sie die Latenz begrenzt und vor allem für Echtzeitanwendungen (wie Streaming) bedeutend ist.

Wi-Fi-7-fähige Hardware aktuell noch Mangelware

Wi-Fi 7 verspricht eine revolutionäre Verbesserung der drahtlosen Konnektivität, mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten und verbesserten Funktionen für eine breite Palette von Anwendungen. Obwohl der Standard noch nicht weit verbreitet ist, gibt es bereits eine Reihe von Wi-Fi-7-kompatiblen Geräten auf dem Markt, darunter High-End-Smartphones und Router. Die Verfügbarkeit von Wi-Fi-7-fähiger Hardware wird voraussichtlich in den kommenden Jahren zunehmen, was dazu beiträgt, die Vorteile dieses neuen Standards für Verbraucher weltweit zugänglich zu machen.

Bei allen Unterschieden zu Wi-Fi 6/6E bleibt es bei Wi-Fi 7 bei der bewährten Multi-User-Multi-Antennen-Technik (MU-MIMO 8×8) und auch die Verschlüsselung mit WPA3 bleibt zunächst gleich. WPA4 wird in der IEEE-Arbeitsgruppe allerdings schon diskutiert.

Bei Wi-Fi 7 steht die Geschwindigkeit im Mittelpunkt. Stolze 46 GBit/s sollen mit Wi-Fi 7 möglich werden (brutto, versteht sich). Seit dem ersten WLAN-Funkstandard (IEEE 802.11) bietet Wi-Fi 7 nun einen über tausendfach höheren Datendurchsatz. Und mehr Sicherheit und mehr Stabilität gibt es auch. Wirklich faszinierend ist die Kombination aller Technologien die jedem normalen Nutzer zu Gute kommt. Kombiniert man die in Wi-Fi 7 beschriebenen neuen Standards mit einem intelligenten Mesh-System, das jedem Wi-Fi-Endgerät die jeweils schnellste und stabilste Verbindung bietet, gibt es viel Grund zur Vorfreude auf die drahtlose Fleißbiene Nr. 7.

Wer kann denn schon Wi-Fi 7?

Die Produktzyklen bei Smartphones sind extrem kurz und Preise jenseits der 1.000-Euro-Marke keine Seltenheit mehr. So verwundert es auch nicht, dass es bereits einige Smartphones mit Wi-Fi-7 gibt. Aufgrund der geringen Baugröße allerdings häufig mit nur ­wenigen Antennen, sodass die im Standard mögliche Maximalgeschwindigkeit nicht erreicht werden kann.

Zu den Smartphones mit der neuen WLAN-Technik zählen die Top-Modelle von Samsung wie das Galaxy S24 sowie das Xiaomi 13 Pro und Ultra, das Asus ROG Phone 7 und Asus Zenfone 10, das Google Pixel 8 (und Pro) sowie das Nubia Redmagic 8S Pro. Bei Apple kommt Wi-Fi 7 wohl erst mit dem iPhone 16.

Die beiden Modelle 13 Pro und 13 Ultra von Xiaomi können Wi-Fi 7 nutzen. Aber auch das Pixel 8, das Samsung Galaxy S24 und das Asus Zenfone 10 setzen auf die neue Technologie.

Noch wichtiger sind jedoch die WLAN-Router, denn sie entscheiden maßgeblich über die tatsächlich erlebbare Geschwindigkeit in einem ­Wi-Fi-Netz. Aufgrund der noch äußerst geringen Verfügbarkeit an Wi-Fi-Komponenten sind die ersten Wi-Fi-7-fähigen Router entsprechend überteuert. So ruft Netgear für seinen Nighthawk RS700S rund 900 Euro auf und TP-Link will rund 550 Euro für den Archer BE800. Als erstes Produkt für Jedermann und Jederfrau wird die FRITZ!Box 6670 Cable im zweiten Quartal 2024 erwartet. Und auch die neue FRITZ!Box 5690 Pro für Glasfaseranschlüsse von bis zu 2,5 GBit/s wird mit Wi-Fi 7 ausgestattet sein. Bei modernen Glasfaseranschlüssen mit richtig hoher Geschwindigkeit bei wirklich geringer Latenz spielt Wi-Fi 7 alle Vorteile aus – sodass sich die noch hohe Investition derzeit wohl nur bei dieser Anschlussart lohnt.

Die kanns schon

Die neue FRITZ!Box 5690 Pro für Glasfaser und DSL bietet Triband WLAN, Wi-Fi 7 und neueste Mesh-Technologie und soll noch in diesem Jahr in den Handel kommen.

• Unterstützt Glasfaserstandards GPON bis 2,5 GBit/s, AON bis 1 GBit/s
• Am Glasfasermodem (ONT) mit 2,5 GBit/s (WAN) einsetzbar
• Triband-Mesh, 4×4 auf 2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz / Wi-Fi 7, 6E, 6
• WLAN-Geschwindigkeiten: 2,4 GHz: bis zu 1.200 MBit/s (Wi-Fi 6), 5 GHz: bis zu 5.760 MBit/s (Wi-Fi 7); 6 GHz: bis zu 11,53 GBit/s (Wi-Fi 7)
• 1x 2,5-Gigabit-LAN/WAN-Anschluss, 4 LAN-Anschlüsse mit 1 GBit/s
• Telefonie über DECT, IP/SIP und 1 analogen Telefonanschluss (FXS)
• 1x USB 3.1 für Mobilfunksticks sowie Speichermedien und Drucker
avm.de