Alexa, warum bist du eine Frau?

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Auf diese Frage antwortet die Sprachassistentin von Amazon pfiffig mit „In Stromkreisen würde man sagen, ich bin Frauenpower aus der Steckdose.“ Wenn wir die Frage öffentlich stellen, bemerken wir, dass diese Frage inzwischen durchaus kontrovers diskutiert wird.

Frauenrechtlerinnen sind der Auffassung, die Weiblichkeit von Alexa und Co sei ein Klischee, in dem die Assistenzrolle bzw. jene einer einfachen Dienstleistung mit einer Frau verknüpft würde. Schon vor 40 Jahren war die Stimme der Zeitansage weiblich und es gab Telefonistinnen und keine Telefonisten. Die Kritik: Diese alten Rollenbilder würden aufrechterhalten, man degradiere damit die Frau zur digitalen Dienerin.

Ein Grund mag auch sein, dass die Entwickler der Sprachsoftware von Alexa und Co größtenteils männlich sind und dass die Wahl der Stimmen und Namen sexistische Gründe hat. Dem klassischen Rollenbild einer Frau als Telefonistin oder der telefonischen Auskunftsperson entkommen wir also nicht so schnell. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Wurden früher die Damen an der Hotline sexuell belästigt, so muss sich heute Alexa so einiges anhören – natürlich von Männern, die das Stereotyp der Frau als Dienerin nicht ablegen können oder wollen.

Stimmt alles nicht

Die Hersteller der digitalen Sprachassistenten, egal ob Amazon, Apple oder ­Microsoft führen andere Gründe für deren Weiblichkeit an: So ziemlich alle ernsthaften Studien belegen, dass eine Frauenstimme angenehmer klingt als eine Männerstimme. In einigen Umfragen wurde eine Frauenstimme als herzlicher empfunden, auch als beruhigender als eine männliche.

Interessantes Detail am Rande: Frauenstimmen werden immer tiefer. Dafür gibt es keine biologische Erklärung, vielmehr wird vermutet, dass sich die Frau an ihr neues Rollenbild anpasst: einer tieferen Stimme wird im Geschäftsleben mehr Vertrauen geschenkt als einer hohen. Höhere Stimmen werden mit Unsicherheit gleichgesetzt. Ergo passt die Frau ihre Stimme der des Mannes an, um im Berufsleben erfolgreicher zu sein.

Noch ein Detail am Rande: Forscher an der Universität Kopenhagen finden, dass Technologie kein Geschlecht haben soll und haben mit „Q“ die erste geschlechtsneutrale Stimme vorgestellt.

Nicht zufällig Alexa

Die Sprachassistentin von Apple heißt also nicht zufällig Siri. Dieser Name ist übrigens ist eine skandinavische Nebenform von Sigrid. Die gleichnamige US-Pornodarstellerin dürfte wohl kaum Pate für die virtuelle Assistentin gestanden sein. Der Konzern aus Cupertino kommentiert die Diskussionen rund um das Geschlecht von Siri nicht. Jeder könne selbst die Entscheidung treffen, ob weiblich oder männlich. Inzwischen ja, zu Beginn war Siris Stimme aber rein weiblich.

Der Name von Microsofts Sprachassistentin Cortana ist eine Hommage an die Spiele-Serie Halo, in der Cortana eine künstliche Intelligenz ist. Auch die Stimme von Cortana ist in der Voreinstellung weiblich.
Amazon schließlich leitet den Namen der Sprachsoftware nicht vom weiblichen Vornamen her, sondern von der Bibliotheca Alexandrina, eine Bibliothek im ägyptischen Alexandria. Dennoch hat auch Alexa zunächst einmal eine weibliche Stimme.

Nur Googles Sprachassistent antwortet auf die Frage, ob er weiblich sei, damit, dass Software nicht in eine Geschlechterrolle gezwängt werden könne. Ungeachtet dessen hört sich auch Googles Software recht weiblich an. Fakt ist, die Software hat weder einen Frauen- noch einen Männernamen. Mit Google Assistant ist einfach nur die Software gemeint.

Technisch gesehen ist es übrigens nicht möglich, Alexa auf eine männliche Stimme einzuschwören. Nur den Google Assistant und Siri kann man entsprechend umstellen.

Und noch ein technischer Aspekt: Die Antworten von Alexa und Co setzen sich aus Wörtern zusammen, die von echten Stimmen gesprochen werden. Wörter und ganze Satzteile werden je nach Bedarf zu ganzen Sätzen verknüpft.

Für 16 Prozent sexy

Ob die Kommunikation mit den virtuellen Helfern auch als angenehm empfunden wird, wollten die Marktforscher von Norstat wissen. Ihre Umfrage hat ergeben, dass rund 90 Prozent der Anwender mit den Stimmen von Siri, Cortana, Alexa oder Google Assistant zufrieden oder sehr zufrieden sind.

Angenehme Assistenten

Für 16 Prozent der Befragten, die Amazons Sprachassistentin ausprobiert haben, schwingt in Alexas Stimme sogar Emotionalität mit und acht Prozent geben an, dass sie sexy klingt. Womit wir wieder bei den Stereotypen sind. Oder doch nicht. Kann nicht auch eine männliche Stimme sexy klingen?

Befragte, die der Stimme von Sprachassistenten folgende Eigenschaften zuordnen (in%)

Befragte, die mit der Stimme von Sprachassistenten insgesamt zufrieden sind

Sehr zufrieden/ Eher zufrieden