Traditionell stellt Samsung in den ersten Wochen des Jahres die neue Generation der Galaxy-S-Serie vor. So war es auch nicht überraschend, als der koreanische Hersteller vor ein paar Wochen drei Versionen der neuen S22-Modellreihe angekündigt hat. Konkret beläuft sich das Angebot im Frühling 2022 auf das S22, das S22+ und das S22 Ultra. Den hintangestellten 5G-Zusatz aller drei Modelle ersparen wir Ihnen in diesem ausführlichen Testbericht aus Gründen der besseren Lesbarkeit.
Zu Testzwecken hat uns Samsung das S22 und das S22 Ultra zur Verfügung gestellt, die zwei Modelle stellen wir Ihnen auf den nächsten drei Seiten detailliert vor.
Der äußere Eindruck
Beginnen wollen wir mit dem S22, dass über ein 6,1 Zoll großes Display verfügt, welches mit 2.340 x 1.080 Pixeln auflöst. Es ist um 0,1 Zoll kleiner als der Vorgänger, das S21, was man allerdings nur im direkten Vergleich merkt. Die Gehäusebreite ist annähernd gleich geblieben, in der Höhe hat Samsung aber 6 Millimeter abgeknabbert. Die Helligkeitstests ermittelten sehr ansehnliche Ergebnisse, gerade unter Volllast spielt der AMOLED-Bildschirm seine Stärken aus. Auch bei direkter Sonneneinstrahlung sind die Inhalte problemlos ablesbar. Dass das Display über 120 Hertz und HDR+ verfügt, ist im Jahr 2022 für ein High-End-Modell selbstverständlich und Samsung spart hier auch nicht am falschen Platz ein.
Was dem S22 sehr gut zu Gesicht steht und eine echte Verbesserung zum Vorjahresmodell darstellt, ist die Rückseite. War diese im vergangenen Jahr noch aus Plastik, bekam die des S22 mattes Glas spendiert – im Fachjargon wird dieses Gorilla Glass Victus+ bezeichnet. Bei unserem Testmodell in der Farbe Weiß führt es dazu, dass quasi keine Fingerabdrücke mehr zu sehen sind. Und dass trotz wochenlanger Dauernutzung.
Optisch kann das S22 eine gewisse Ähnlichkeit zur aktuellen iPhone-Generation nicht abstreiten, denn auch die verfügt über eine matte Glasrückseite und, wie das S22 auch, über einen glänzenden Aluminiumrahmen. Was Samsung dem Konkurrenten aus Cupertino jedoch voraus hat, ist die Tatsache, dass beim S22 der Alurahmen weitaus weniger anfällig für Fingerabdrücke ist, als der des iPhone. Klarer Punktsieg für Samsung, sofern dies der Anspruch bei der Konstruktion und Herstellung war.
Apropos Rahmen: Die linke Seite ist komplett plan, auf der rechten Seite befinden sich Lautstärke- und Powertaste in gut erreichbarer Position. Sie verfügen über sehr gute Druckpunkte. An der Unterseite befindet sich der USB-C-Anschluss sowie der Schacht für die SIM-Karte. Der nimmt zwei Karten auf, hat aber keinen Platz für eine Micro-SD-Karte. Daher muss direkt beim Kauf entschieden werden, für welche Speichervariante man sich entscheidet. Zur Verfügung stehen 128 GB und 256 GB, denen jeweils acht GB Arbeitsspeicher assistieren. Im Inneren des Galaxy S22 verrichtet ein Exynos 2200-Prozessor seinen Dienst, in unseren Benchmark-Vergleichstests kann er sich in sämtlichen Kategorien im Spitzenfeld positionieren. Im Geekbench 5 erreichte das S22 beispielsweise 3474 Punkte. Das Phone läuft pfeilschnell, hat keinerlei Probleme mit den unterschiedlichsten Apps, auch rechenintensive Spiele starten zügig und laufen gänzlich ruckelfrei. Man hat nicht das Gefühl, dass das S22 im Alltag an
irgendwelche Leistungsgrenzen gebracht wird.
Die Bullaugen
Kommen wir zur Kamera. Das Setup auf der Rückseite besteht aus drei Linsen (Hauptlinse, Weitwinkel- und Telelinse), aufgelöst werden die Fotos maximal mit 50 Megapixeln. Da der Kamerabuckel seinem Namen alle Ehre macht, wackelt das S22 ziemlich stark, sofern es auf dem Tisch liegend bedient wird. Mit einer Hülle kann dem entgegengewirkt werden, im Lieferumfang ist allerdings keine zu finden. Der Blitz ist, entgegen vieler gängiger Lösungen der Konkurrenz, nicht im Setup selbst, sondern rechts davon verbaut. Außerdem ist er plan im Gehäuse und ragt nicht heraus.
Die geschossenen Fotos wurden im Sichttest von den unterschiedlichsten Kollegen im Haus allesamt mit guten Noten bedacht. Die Kontrastwerte bei Tageslicht wirken beinahe etwas überdimensioniert und haben einen leichten HDR-Effekt.
Wer seine Bilder in erster Linie auf Social Media verbreitet, wird sich darüber freuen. Die Ergebnisse sind jedoch etwas weiter von der Realität entfernt, als noch die Bilder der Knipse aus dem S21. Videos nimmt die Kamera in 4K-Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf. Bei 8K ist bei 24 Bildern Schluss.
Ultra mit Note-Attitüden
Kommen wir zum großen Bruder, oder besser gesagt zum größeren der zwei Brüder. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Galaxy S22 Ultra ist im Prinzip die Verschmelzung der Ultra- mit der Note-Serie. Denn erstmals wurde im vergangenen Herbst keine neue Version des so beliebten Business-Telefons vorgestellt. Stattdessen bekam bereits das S21 Ultra mit der Integration des S Pen bestimmte Features der Note-Reihe spendiert. Und im Jahr 2022 sieht das Ultra im Wesentlichen aus wie ein Note – und da erstmals auch der S Pen im Gehäuse untergebracht ist, wurde es dem Note sogar noch ähnlicher.
Gerade das Gehäuse hat sich im Vergleich mit dem Vorjahresmodell am stärksten gewandelt. Sah das S21 Ultra noch eher aus wie ein großes S21, so weicht die Optik von S22 und S22+ in diesem Jahr sehr stark von jener des S22 Ultra ab. Letzteres ist deutlich Eckiger als die zwei kleinen Brüder, außerdem verfügt es als einziges Modell über einen abgerundeten Bildschirm.
Dieser ist mit 6,8 Zoll identisch zum Vorgänger, die Auflösung beträgt 3.088 x 1.440 Pixel. 120 Hertz und HDR10+ finden sich ebenso wie im S22, die maximale Helligkeit ist beim kleinen Galaxy minimal besser, diese lässt sich allerdings nur im Labortest ermitteln. Der Sichttest ergibt annähernd identische Helligkeitswerte.
Hundertfach
Auch das Kamerasetup des Ultra weicht stark vom S22 ab. Ganze fünf Gucklöcher hat Samsung seinem Topmodell spendiert, daraus lugen vier Linsen (Haupt-, Weitwinkel- und zweimal Telelinse) sowie ein Autofokus-Laser. Fotos werden mit bis zu 108 Megapixeln geschossen. Qualitätsunterschiede zum kleinen Bruder sind bei idealen Lichtbedingungen und bei Verwendung der Hauptlinse im Sichttest keine auszumachen. Wird gezoomt, machen sich Unterschiede jedoch deutlich bemerkbar und die zweite Zoomlinse des S22 Ultra (bis 10-fach optisch) spielt seine volle Stärke aus. Auf der rechten Seite finden Sie dazu auch unsere Testbilder, wo diese Unterschiede recht deutlich erkennbar sind. Während der Digitalzoom des S22 bei 30-facher Vergrößerung an der Grenze angelangt ist, kann das Ultra bis zu 100-fach heranzoomen. Vom Attribut brauchbar sind beide Maximalzoomstufen jedoch weit entfernt.
Dass Samsung Bedienung mit Stift kann, ist keine Neuigkeit mehr. Bereits in der Note-Serie wurden dem S Pen mit jedem neuen Modell zusätzliche, nützliche Funktionen spendiert, so verhält es sich auch beim ersten Ultra mit integriertem Stift. So können Sie beispielsweise das Ultra als Notizblock verwenden, Handschriftenerkennung inklusive. Auch Zeichnen ist damit kein Problem und ein audiohaptisches Feedback gibt dem Nutzer das Gefühl, er schreibe auf Papier. Da der S Pen nun auch im Gehäuse versenkt werden kann und nicht wie beim Vorjahresmodell umständlich in einer Hülle mitgetragen werden muss, ist die Transformation des Ultra zum neuen Note vollzogen. Kurzum: Note-Nutzer vergangener Jahre werden mit dem S22 Ultra gewohntes Terrain betreten.
Der Umwelt zuliebe?
Beide Geräte werden per zuverlässigem Fingerabdruckscanner unter dem Display entsperrt, der präzise seinen Dienst verrichtet und von der Position her gut erreichbar ist. Eine weitere Gemeinsamkeit beider Modelle: Samsung verzichtet darauf, ein Ladegerät beizulegen. Der Umwelt-Aspekt ist dabei leider nur ein Vorwand, denn dem Gerät liegt lediglich ein USB-C auf USB-C-Kabel bei. Somit sind alle älteren Netzteile, die auf der Steckdose zugewandten Seite einen USB-A-Anschluss haben, leider nicht zu gebrauchen. Bedenken Sie dies, falls Sie sich für eines der beiden Geräte interessieren und Sie einen Kauf planen.