Freiheit fürs Handy: Vier Maßnahmen für mehr mobile Privatsphäre

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Text: Gastbeitrag von Gaël Duval

Auch wenn sich im europäischen Datenschutz in den letzten Jahren viel getan hat, ist es nach wie vor nicht gut um die Privatsphäre von Handynutzern bestellt. Doch wer sich proaktiv um seinen Schutz kümmert, kann mit einigen wenigen Maßnahmen schon viel erreichen.

Das Sammeln von und Handeln mit Nutzerdaten ist und bleibt das bevorzugte Geschäftsmodell von Google, Facebook und Co. Und mit dem wachsenden Bewusstsein für Datenschutz und Datensouveränität steigt auch die Aggressivität, mit der die Konzerne versuchen, neue Daten zu sammeln. Datenschutz, das gibt es bei vielen Diensten überhaupt nur gegen Aufpreis.

Zwar existieren mittlerweile durchaus datenschutzfreundliche Alternativen auf dem Smartphone-Markt – vor allem aus dem Linux-Ökosystem kommen Lösungen, die “By Design” den Datentransfer an Google und Co. unterbinden. Doch seien wir realistisch: Ein Wechsel bedeutet für viele User erstmal einen erhöhten Aufwand und einen Schritt aus der digitalen Komfortzone heraus. Über Jahre ans Herz und ins Unterbewusstsein gewachsene Apps, Plattformen und Ökosysteme lassen sich oft nicht von heute auf morgen wie ein Rucksack ablegen und ersetzen.

Die gute Nachricht aber: Viele Nutzer müssen das auch nicht. Auch jetzt schon haben Handynutzer die Möglichkeit, selbst für den Schutz ihrer Privatsphäre zu sorgen. Das schaffen sie, wenn sie die in diesem Artikel beschriebenen Schritte befolgen.

Über den Autor

Gaël Duval entwickelt seit über zwei Jahrzehnten frei verfügbare Open-Source-Software. Mit seiner e Foundation und dem Betriebssystem /e/OS bietet er Usern eine datenschutzfreundliche Alternative zu Android.

4. Cookies löschen und deaktivieren

Cookies sind noch immer das Standardinstrument, um möglichst viele Daten eines Users zu sammeln. Und auch wenn es mittlerweile durch gesetzliche Anpassungen schwieriger für Unternehmen geworden ist, sie zu nutzen, haben Unternehmen noch immer zahlreiche Tricks auf Lager, Nutzer zur Aktivierung zu drängen. Das gilt vor allem für Mobiltelefone, bei denen sich Cookiebanner (also die Frage, ob man Cookies aktivieren möchte), leichter verstecken lassen.

Wenn Sie keinen Cookie-Blocker installiert haben, werden Sie von den meisten Webseiten aufgefordert, Cookies zu akzeptieren oder abzulehnen. Versuchen Sie, sie grundsätzlich abzulehnen, oder akzeptieren Sie nur die Cookies, die für die Nutzung des Dienstes unerlässlich sind.

Da dies jedoch umständlich ist, ist es empfehlenswert, einen Tracking-Blocker zu verwenden.

3. Tracking-Blocker nutzen

Tracking Blocker sind Software-Tools, die das Tracking von Nutzeraktivitäten zuverlässig blockieren. Diese Tools werden häufig als Browser-Erweiterungen oder als ­eigenständige Anwendungen angeboten und funktionieren in der Regel, indem sie Cookies, Skripte oder andere Technologien blockieren, die zur Nachverfolgung von Nutzeraktivitäten verwendet werden können.

Es gibt verschiedene Arten von Tracking-Blockern:

  • Werbeblocker: Diese Blocker blockieren nicht nur Werbung, sondern auch Tracking-Codes in Werbeanzeigen. Populäre Werbeblocker sind uBlock Origin, AdBlock Plus und AdGuard.
  • Cookie-Blocker: Diese Blocker blockieren Cookies, die von Werbetreibenden und Dritten verwendet werden, um das Online-Verhalten von Nutzern zu verfolgen. Beliebte Cookie-Blocker sind Cookie AutoDelete, Cookie Notice und Privacy Badger.
  • Skript-Blocker: Diese Blocker blockieren JavaScript-Code, der zur Nachverfolgung des Nutzerverhaltens verwendet werden kann. Bekannte Skript-Blocker sind uMatrix, NoScript und ScriptSafe.
  • VPNs: Virtuelle private Netzwerke verschleiern die IP-Adresse des Nutzers und erschweren es Webseiten, das Nutzerverhalten zu verfolgen. Beliebte VPNs sind NordVPN, ExpressVPN und Surfshark.

Auch für Smartphones gibt es zahlreiche Tracking-Blocker. Die meisten dieser Anwendungen ­funktionieren ähnlich wie die Desktop-Tools und blockieren Cookies, Skripte und andere Tracking-Technologien. Beliebte Tracking-Blocker für Smartphones sind Disconnect, AdGuard und Privacy Pro. Auch einige Browser wie Brave und Firefox haben Tracking-Blocker integriert.

2. Das eigene Verhalten ändern

Die Nutzung von Apps und Softwaretools ist eine effektive Möglichkeit, seine Privatsphäre zu schützen. Viel nachhaltiger ist es aber, sein Verhalten grundsätzlich zu ändern.

  • Privacy-freundliche Browser wie Brave, Firefox oder Tor enthalten standardmäßig Tracking-Blocker und Verschlüsselungs-Tools.
  • Wer statt Google eine sichere Suchmaschine wie Qwant oder DuckDuckGo nutzt, verhindert die Sammlung persönlicher Informationen.
  • Die Standortverfolgung lässt sich in den Einstellungen standardmäßig deaktivieren und nur dann aktivieren, wenn es für die Nutzung einer App wirklich notwendig ist.
  • Öffentliche WLANs sind oft unsicher und können von Hackern verwendet werden, um Daten abzufangen. Das eigene mobile Netzwerk oder die Nutzung eines VPN sorgen hier für zusätzliche Sicherheit.
  • Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung für alle Konten erhöht den Schutz gegenüber einem einfachen Passwort um ein Vielfaches.
  • Wer ungenutzte Apps löscht, minimiert das Risiko potenzieller “Datenkraken” auf dem Handy
  • Verschlüsselte Messenger wie Signal helfen, die eigene Kommunikation besser zu schützen.

1. Privacy-freundliche Software nutzen

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ihr Smartphone Sie ohne Ihr Wissen ausspioniert. Die meisten herkömmlichen Smartphones sammeln eine riesige Menge an Daten von Ihrem Gerät (Kontakte, Aktivitäten, Bewegungen) und senden all diese Daten an die Server von Google, Apple, Facebook und anderen Tech-Unternehmen.

Es gibt mittlerweile aber eine Reihe von Smartphones, die einen anderen Ansatz für datenschutzbewusste Nutzer zu bieten. Sie basieren auf Open-Source-Betriebssystemen die vollständig ohne Google auskommen. Ein bekanntes Beispiel ist das auf Android basierende Betriebssystem /e/OS, das standardmäßig keine Daten an Google sendet und weder Nutzungsdaten noch Standort sammelt.

/e/OS ist quelloffen und kann auf mehr als 200 Smartphone-Geräten installiert werden. Nutzer können also oft ihr liebgewonnenes Smartphone behalten und mit einem ”Datenschutz-Upgrade” versehen.

Umfragen zeigen regelmäßig: Die meisten Nutzer sorgen sich um ihren eigenen Datenschutz, wissen aber nicht genau, wie sie sich besser schützen können. Aus diesem Grund hat der Privacy-freundliche ­Smartphonehersteller Murena gemeinsam mit der Suchmaschine Qwant, Proton und Olvid einen ganzen “Privacy Guide” verfasst, der Nutzern dabei hilft, selbst Schritt für Schritt mehr Datenschutz zu erreichen. Diesen können Interessierte kostenlos unter diesem Link herunterladen: bit.ly/sm4_23_privacyguide