Als OnePlus im Jahre 2014 das erste Smartphone vorstellte, wurde es vollmundig als „Flagship Killer“ bezeichnet. Topmodelle werden gemeinhin als „Flaggschiff“ bezeichnet und OnePlus wollte sich damals aufmachen, diesen Spitzengeräten die Stirn zu bieten. Attraktive Preise für starke Hardware und ausgeklügelte Software bescherten dem chinesischen Unternehmen auch den gewünschten Start. Allerdings: Über die Jahre hinweg verlor der Nimbus des Underdogs etwas an Kraft, immerhin musste auch OnePlus einsehen, dass sich mit Dumpingpreisen nur schwer Gewinn machen lässt. Während das OnePlus One noch für 269 Euro den Besitzer wechselte, startete das OnePlus 6T mit einer Preisempfehlung von 579 Euro.
Mehr Konkurrenz
Logisch, dass mit besserer Ausstattung und einer allgemein steigenden Preisentwicklung auch OnePlus nachziehen muss. Mitunter wurde das dem Unternehmen dennoch vorgeworfen – das aber auch, weil mittlerweile auch andere Hersteller ähnlich gute, mitunter aber sogar günstigere Smartphones bauen.
Mit dem OnePlus 7 Pro könnte Oneplus allerdings ein Clou gelungen sein. Das zeigten bereits unsere ersten Tests: Bei sämtlichen unserer Benchmark-Tests belegt das 7 Pro den ersten Platz, noch vor Granden wie dem Galaxy S10 oder dem Huawei P30 Pro. Unser Testgerät hatte 12 GB RAM und 256 GB Festspeicher an Bord, insofern überraschen die Testergebnisse nicht. Apps starten pfeilschnell, im mehrwöchigen Testzeitraum hatten wir kein einziges Mal Probleme mit der Leistungsbereitschaft des OP7 Pro.
Ähnlich gut gefällt der Bildschirm. Mit einer Diagonale von 6,67 Zoll ist er noch einmal deutlich größer als jene der meisten Konkurrenten, dank QHD+-Auflösung (3.120 x 1.440 Pixel) sind Inhalte aber stets gestochen scharf. Die Helligkeitswerte sind okay, wenngleich die Konkurrenz hier etwas besser performt. Bei normalen Lichtverhältnissen ist alles gut, bei direkter Sonneneinstrahlung wären ein paar Candela mehr wünschenswert. Dank OLED-Technologie und HDR+ muss auch die Farbdarstellung keinen Vergleich scheuen. Und: OnePlus setzt auf ein Display mit 90 statt 60 Hertz. Das hat zur Folge, dass beispielsweise Scrollbewegungen merklich flüssiger dargestellt werden.
Pros | Cons |
Sehr gute Kamera mit zahlreichen Extras, riesiges Display, starke Akkulaufzeiten, potente Hardware. | Bis auf die Kamera keine nennenswerten Unterschiede zum Mate 20 Pro, momentan noch recht teuer. |
Kamera mit Motor
Falls Sie sich fragen, wo vorne die Kamera verbaut ist: Nirgends. Die im Vorfeld kursierenden Gerüchte waren korrekt, OnePlus setzt auf einen motorisierten Schiebemechanismus. In der Praxis wechseln Sie in der Kamera-App auf die Frontkamera, woraufhin die Knipse automatisch aus dem Gehäuse fährt. Dass sich OnePlus Gedanken gemacht hat, zeigen zwei Schutzmechanismen: Rutscht das Smartphone aus der Hand, zieht sich die Kamera automatisch zurück. Wer versucht, die Frontkamera mit dem Finger in das Gehäuse zu drücken, bekommt ebenso eine Warnung wie bei exzessivem Ein- und Ausfahren.
Die Qualität der Aufnahmen ist übrigens gut bis sehr gut. Frontkameras können nur selten mit dem rückseitigen Haupt-Setup mithalten und das ist auch hier nicht der Fall. Passt die Belichtung, werden die Aufnahmen aber jedenfalls brauchbar.
Versteckte Frontkamera
Wer in der Kamera-App auf die Frontkamera wechselt, gibt dem Motor das Signal, die Knipse aus dem Gehäuse fahren zu lassen. Ist Gefahr im Verzug, zieht sich die Kamera automatisch zurück.
Erstmals drei Hauptkameras
Bis auf Google (mit der Pixel-Serie) verbaut so gut wie jeder andere Hersteller mittlerweile mehr als eine Kamera. Auch OnePlus springt auf diesen Zug auf: Die 48 MP-Hauptkamera trifft auf eine 16 MP-Ultraweitwinkelkamera und eine Telefoto-Linse mit 8 MP. Ein (Laser-)Autofokus ist ebenso an Bord wie ein optischer Bildstabilisator (mit Ausnahme der Weitwinkelkamera). Das Setup hinterlässt insgesamt einen sehr guten Eindruck. Bei guter Ausleuchtung gelingt so gut wie jede Aufnahme in ausgezeichneter Qualität, mit dem gelungenen Nachtmodus stehen dem auch Fotos bei wenig Licht nicht um viel nach. Cool ist auch die „Ultrashot“ getaufte Funktion, bei der mehrere Aufnahmen zu einem deutlich zu einem deutlich detailreicheren Bild “zusammgerechnet„ werden. Das funktionierte im Test wunderbar. Loben müssen wir darüber hinaus die Software, die sich sehr aufgeräumt und angenehm durchdacht präsentiert. Im Vergleich zum OnePlus 6, dessen Kamera-Duo wir in unserem Test attestierten, „ nicht mit der absoluten Speerspitze rund um […] Huawei und […] Samsung“ mithalten zu können, hat OnePlus mit dem 7 Pro diesen Abstand deutlich verkleinert. Allerdings sei auch erwähnt, dass gerade das Huawei P30 Pro die Nase in diesem Punkt noch ein Stück weit vorne hat.
Farb- und Speichervarianten
Drei Farbvarianten des OnePlus 7 Pro sind vorerst erhältlich: „Mirror Gray“, „Nebula Blue“ und „Almond“. Ausstattungsvarianten gibt es zwischen 6, 8 und 12 GB RAM und 128 oder 256 GB Festspeicher.
Kaum Anschlüsse, neues Headset
Auf einen Klinkenstecker verzichtet OnePlus, wer Musik hören will, benötigt ein Typ C-Headset oder ein Headset mit Bluetooth. Ein solches zeigte OnePlus im Rahmen der Präsentation. Die Bullets Wireless 2 kosten 99 Euro und sind ebenfalls schon erhältlich.
Akku & Ausstattung
Abschließend noch die (etwas enttäuschenden) Akkuwerte. Wir konnten 10 Stunden beim Dauersurfen erreichen und 20 Stunden durchgehend YouTube-Videos schauen. Die Werte sind in Ordnung, bei einer Nennkapazität von 4.000 mAh hätten wir uns aber gerade beim Surfen etwas mehr erwartet.
Einen Klinkenstecker gibt es nicht, eine offizielle IP-Zertifizierung fehlt ebenfalls. Dafür ist Bluetooth 5.0 an Bord, genauso wie NFC und ein Fingerprintscanner unter dem Display.
In leistungstechnischen Belangen verweist das OnePlus 7 Pro die gesamte Konkurrenz auf die Plätze. Die Kamera ist sehr gut, aber nicht die beste auf dem Markt, die Frontkamera gefällt hauptsächlich, weil sie keinen Platz wegnimmt. Akku und Ausstattung sind okay. Mit 829 Euro UVP (unverbindliche Preisempfehlung) ist das OnePlus 7 Pro allerdings nicht mehr wirklich günstiger als die Konkurrenz. Die Emanzipation vom Underdog zum ernsthaften Kompetitor scheint damit abgeschlossen zu sein.
Oliver Janko (Chefredakteur)
Abmessungen | 162.6 x 75.9 x 8.8 mm |
Gewicht | 206 g |
Preis (aktuell) | 829 EUR |
Ausstattung
Betriebssystem | Android 9.0 |
Prozessor & Kerne | Snapdragon 855 / 4 x 2.53 GHz + 4 x 1.8 GHz |
Grafikeinheit | Adreno 40 |
RAM | 8 GB |
Interner Speicher | 265 GB |
microSD (maximal) | – |
Kamera (Haupt/Front) | 48 / 16MP |
USB-Anschluss | USB Typ-C |
Bluetooth | 5.0 |
LTE: ja | WLAN: a, b, g, n, ac |
Fingerabdrucksensor: ja | NFC: ja |
Akku & Laufzeiten
Akku-Größe | 4000 mAh |
Akku tauschbar | nein |
Drahtlos laden | nein |
Schnellladen | ja |
Ladezeit 0-50 | 24 min / *47 min |
Ladezeit 0-100 | 77 min / *121 min |
Laufzeit Browser | 600 min / *650 min |
Laufzeit Video-Streaming | 1161 min / *530 min |
Laufzeit 3D-Spiel | 560 min / *312 min |
Display
Größe | 6.67“ |
Typ | AMOLED |
Auflösung | 3120 x 1440 Pixel |
Pixeldichte | 515.18 ppi |
Helligkeit Ø | 391 cd/m2 /*424 cd/m2 |
Helligkeit (max) | 483 cd/m2 / *449 cd/m2 |
Leistungs-Check
Leistung¹: | 11137 / *3921 |
Grafik²: | 9378 / *1189 |
¹ GeekBench 4 Multicore ² GFXBench T-Rex Offscreen
*Mittelwert aller bisher getesteten Geräte
Testergebnis
Display | 4.9 |
Speed (Leistungstest) | 5 |
Speed (Hardware) | 5 |
Akku (Laufzeit) | 4.5 |
Akku (Hardware) | 4.3 |
Features | 4.4 |
Kamera | 5 |
Verarbeitung | 5 |
Design | 5 |
Von möglichen 5 Punkten
Gesamtnote: Sehr Gut (95 %)*
Preis/Leistung: Befriedigend
*Die Gesamtnote setzt sich wie folgt zusammen:
Display 15 % – Speed (Leistungstest) 22 % – Speed (Hardware) 10 % – Akku (Laufzeit) 24 % – Akku (Hardware) 4 % – Features 4 % – Kamera 15 % – Verarbeitung 3 % – Design 3 %