Vergleichsweise einfach können Sie herausfinden, welche Informationen sammelwütige Internet-Unternehmen über Sie gespeichert haben. Ein wenig Geduld ist jedoch nötig.
Prinzipiell können wir davon ausgehen, dass Unternehmen alles speichern, was wir auf ihren Web-Sites oder mit Hilfe ihrer Dienste erledigen. Was wir also posten, was wir suchen, was wir ansehen sowie was wir herunter- und hochladen.
Hinzu kommen Informationen, die wir nicht ausdrücklich eingeben. Also beispielsweise unsere Aufenthaltsorte, die Uhrzeit unserer Aktivitäten, die verwendeten Geräte sowie wann und wie oft wir mit wem kommunizieren.
Gewagte Schlussfolgerungen
Die Unternehmen sammeln darüber hinaus nicht nur die Informationen, die wir – wissentlich oder unwissentlich, freiwillig oder unfreiwillig – hinterlassen, sondern ziehen aus diesen Informationen auch ihre Rückschlüsse, um neue Informationen über uns zu erzeugen. Sie können dies beispielsweise ausprobieren, indem Sie sich bei Google die Übersicht Ihrer angeblichen Interessen auflisten lassen oder bei Facebook die Begründung dafür, warum Sie bestimmte Anzeigen zu Gesicht bekommen.
Die Liste der Interessen, die Google bei Ihnen vermutet, erhalten Sie, wenn Sie im Browser folgende Adresse aufrufen: adssettings.google.com/authenticated
Bei Facebook können Sie in einer Anzeige die Drei-Punkte-Schaltfläche rechts oben antippen und dann in dem Menü den Eintrag „Warum sehe ich diese Werbeanzeige?“ auswählen.
Wenn es Ihnen ergeht wie dem Autor dieser Zeilen, dann werden Sie nicht besonders beeindruckt sein von den gezogenen Schlussfolgerungen und damit von den Analysemöglichkeiten dieser Unternehmen. Warum er beispielsweise Facebook-Anzeigen über „Weiße Magie“ erhält oder warum Google glaubt, dass er sich für „Prominenten- und Unterhaltungsnachrichten“ interessiert, das ist ihm eher rätselhaft. Aber so sehr man über diese irregeleiteten Analyseprogramme derzeit schmunzeln mag: Ihre Fähigkeiten werden in Zukunft garantiert nicht schlechter, sondern im Gegenteil immer besser werden.
Wirklich so schlimm?
Was die Unternehmen tatsächlich mit diesen Daten anstellen, das ist unterschiedlich: Google beispielsweise verwendet sie unter anderem dafür, um Werbeanzeigen zu personalisieren. Das Unternehmen legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass es keine unserer personenbezogenen Daten verkauft. Hinzu kommen Anwendungszwecke wie das Vorschlagen von Videos, die unseren Interessen entsprechen. Oder das Verwenden von Bewegungsdaten, um Informationen über den gegenwärtigen Straßenverkehr zu erhalten und den Anwendern zur Verfügung stellen zu können. Apple ist etwas zurückhaltender beim Anzeigen von Werbung, geht aber prinzipiell ähnlich vor.
Ist es wirklich verwerflich, wenn Unternehmen derartige Informationen sammeln? Viele von uns werden dies vielleicht verneinen. Denn was ist schon schlimm daran, wenn beispielsweise Amazon uns passende Einkäufe vorschlägt? Oder wenn Google und Apple uns Werbung anzeigen, die uns tatsächlich interessiert?
Das Problem mit solchen Datensammlungen ist jedoch: Wenn sie erst einmal existieren, dann lassen Sie sich kaum wieder löschen. Sie stehen also auch dann noch zur Verfügung, wenn die Dinge sich ändern. Wenn also beispielsweise ein früher „freundliches“ Unternehmen sich nun entscheidet, etwas aggressiver vorzugehen. Oder wenn andere Unternehmen, staatliche Behörden oder Kriminelle Zugriff auf diese Daten erhalten. Möglich werden auf diese Weise beispielsweise Identitätsdiebstahl, schlechtere Versicherungsbedingungen oder staatliche Repressionen.
In einem Land mit stabilen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen mag dieser letzte Punkt kein besonderer Grund zur Besorgnis sein. Es gibt jedoch genügend Länder auf dieser Welt, in denen man wirklich nicht möchte, dass staatliche Stellen oder religiöse Organisationen Zugang zu Informationen darüber erhalten, welchen gesellschaftlichen, politischen, ideologischen oder sexuellen Minderheiten man angehört.
Gegenmaßnahmen
Was kann man gegen die übertriebene Neugier von Internet-Unternehmen tun? Datensparsamkeit lautet das Zauberwort. Das bedeutet: So wenig persönliche Daten wie möglich bei Internet-Diensten zu hinterlassen. Beispielsweise indem man die Standortfunktion des Smartphones meist ausgeschaltet lässt. Oder indem man seine Daten auf mehrere Anbieter verteilt, man also zum Beispiel für Suchvorgänge, für Cloud-Speicher und für Stadtpläne unterschiedliche Anbieter verwendet. Oder indem man Anonymisierungsdienste wie Startpage und (für extremere Fälle) das Tor-Netzwerk benutzt. Das alles geht mit einem gewissen Verlust an Bequemlichkeit einher. Aber dies muss jeder Anwender für sich selbst abwägen.
Auskunftsbegehren
Dank der Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union und des deutschen Bundesdatenschutzgesetzes haben Sie seit 2018 das Recht, ganz konkret und detailliert zu erfahren, welche personenbezogenen Daten die diversen Unternehmen über Sie gespeichert haben. Die Unternehmen sind verpflichtet, Ihnen diese Informationen unentgeltlich und innerhalb eines Monats zur Verfügung zu stellen.
„Die Datenschutz-Grundverordnung ist ein wichtiger Schritt nach vorne und ein Gewinn für alle Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU“, kommentierte dies Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbands.
Internet-Unternehmen bieten in der Regel naheliegenderweise eine digitale Möglichkeit, diese Informationen anzufordern. Meist ist eine entsprechende Funktion auf der Web-Site oder auch in der App eines Dienstes zu finden – oft allerdings ein wenig versteckt.
Manche Unternehmen lassen sich tatsächlich Tage oder gar Wochen Zeit, um auf eine derartige Anfrage zu reagieren. In anderen Fällen dagegen erhält man die gewünschten Informationen bereits nach wenigen Stunden oder Minuten.
Hier finden Sie Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie Sie bei den wichtigsten (weil meistgenutzten) Datensammlern Ihre personenbezogenen Daten anfordern – von Google und Apple über Facebook und Twitter bis hin zu TikTok und Amazon.
1. Google
Google macht es Ihnen erfreulicherweise recht einfach, an Ihre diversen personenbezogenen Daten zu gelangen. In wenigen Schritten sind Sie am Ziel.
Anmelden
Gehen Sie im Web-Browser auf die Seite „Google Dashboard“ unter folgender Adresse: myaccount.google.com/dashboard. Melden Sie sich über die blaue „Anmelden“-Schaltfläche in Ihrem Google-Konto an, wenn nötig.
Daten auswählen
Auf der „Google Dashboard“-Seite tippen Sie die Schaltfläche „Daten herunterladen“ an. Das bringt Sie zur Seite „Google Datenexport“. Dort finden Sie eine Liste (1), in der alle herunterladbaren Daten aufgeführt sind. Wählen Sie diejenigen Daten aus, für die Sie sich interessieren.
Daten herunterladen
Die Schaltfläche „Nächster Schritt“ bringt Sie zum Abschnitt „Dateityp, Häufigkeit und Ziel auswählen“. Meist ist es am sinnvollsten, es dort bei den Standardeinstellungen zu belassen, die dafür sorgen, dass Sie per E-Mail einen Link erhalten, der es Ihnen ermöglicht, die Daten in Form einer Zip-Archivdatei herunterzuladen. Tippen Sie abschließend auf die Schaltfläche „Export erstellen“.
Wenn Sie später die heruntergeladene Zip-Datei entpacken, erhalten Sie eine Vielzahl von Ordnern und Dateien, in denen die eigentlichen Daten enthalten sind. Je nach der Art der Daten liegen sie in verschiedenen Formaten wie HTML, CSV und vCard vor.