Die Welt des Mister Tesla

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Wie Elon Musk zu einer der innovativsten Persönlichkeiten in der Technologiebranche wurde.

Die Erfolgsgeschichte der Marke Tesla ist auf alle Zeiten mit einem Namen verknüpft: Elon Musk. Der gebürtige Südafrikaner ist eine der innovativsten Persönlichkeiten in der Technikwelt und ein wandelbares Chamäleon, ja ein wahrer Zeitgeist-Pionier mit dem Gespür für das gewisse Etwas. Wir stellen Ihnen einen Mann vor, der mit noch nicht einmal 50 Lebensjahren bereits seinen Platz in den Geschichtsbüchern dieses Planeten sicher hat.

Wenn etwas wichtig genug ist, dann mach es, auch wenn alle Chancen gegen dich stehen.“ – wenn ein Satz Elon Musk perfekt beschreibt, dann ist es wohl dieser. Das Zitat wird dem Tesla-Visionär zugeschrieben und prangt über dem Leben des 48-Jährigen wie ein Statement. Egal in welcher Dekade, der Name Musk ist eng mit großen Vorhaben und Plänen verknüpft. Mit PayPal wirbelte er die Finanzwelt gehörig durcheinander, als Investor hob er Tesla in global relevante Sphären und mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX plant er Reisen zum Mars samt dessen Besiedelung. Schon alleine diese breite Reihe an Interessensgebieten zeigt, dass wir es in diesem Artikel nicht mit einem klassischen Forscher, Wissenschaftler oder Erfinder zu tun haben. Musk ist vielmehr ein Visionär mit dem Zeug, seine Visionen wahrwerden zu lassen. Er ist kein Theoretiker, er ist Pragmatiker. Er denkt nicht bloß an die technische Umsetzung, er denkt darüber nach, was sich mit den aus seinen Visionen geschaffenen Produkten alles anstellen lässt und welches Potenzial diese besitzen, um damit nachhaltig zu verändern. Egal ob dies nun den Finanzmarkt, die Automobilindustrie oder eben die Raumfahrt betrifft.

Früh übt sich

Doch auch ein großer Visionär fängt einmal klein an. Als 1971 geborener Sohn eines südafrikanischen Maschinenbauingenieurs und eines kanadischen Models beschließt Musk im Alter von 16 Jahren in die Heimat seiner Mutter auszuwandern. Grund dafür war der drohende Pflicht-Militärdienst, damals noch unter dem Apartheid-Regime. Seine Zukunft sah er deshalb jenseits des Atlantiks. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt hatte der junge Mann schon viel erlebt. Die Scheidung der Eltern, schwerste Misshandlungen von Mitschülern, aber auch schon einen ersten unternehmerischen Erfolg. Als Zwölfjähriger programmierte er ein Videospiel und konnte es für 500 Dollar verkaufen.

Mit 18 Jahren begann Musk ein Studium an der Universität in Kingston. Bereits dort trat sein außerordentlicher Arbeitseifer zutage. So erzählte er einer Freundin, dass er, wenn es einen Weg gäbe, Nährstoffe ohne Arbeitspause zu sich zu nehmen, sofort aufhören würde zu essen. In seiner Studienzeit verkaufte Musk Computer. Nach zwei Jahren wechselte er an die University of Pennsylvania in die USA, wo er mehr Gleichgesinnte antraf. 1994 schloss er dort ein Studium in Wirtschaft und Physik ab.

Stanford? Nein danke!

Er erhielt einen Platz im Doktoratsprogramm an der renommierten Stanford University – und verließ diese nach gerade einmal zwei Tagen wieder, um sich selbstständig zu machen. Mit seinem Bruder Kimbal gründete er eine Firma, die Software an Zeitungen verkaufte, mit deren Hilfe bestimmte Zusatzinhalte ins (noch junge) Internet gestellt werden konnten. Der spätere Name dieses Unternehmens lautete Zip2. Im Jahr 1999 verkaufte Musk seine Anteile für 22 Millionen US-Dollar an Compaq. Dieses Geld investierte der inzwischen 28-Jährige in die Entwicklung eines Online-Bezahlsystems mit dem Namen X-com. Nur ein Jahr später fusionierte dieses mit dem Konkurrenten Confinity – das bis heute existierende PayPal ward geboren. 2002 übernahm der Auktionsriese Ebay die Firma für 1,5 Milliarden Dollar. Musk erhielt für seine Anteile 176 Millionen US-Dollar.

Man kann zu Recht behaupten, dass es Musk bereits mit PayPal gelang, die Welt zu verändern. Geld einfach und in Sekundenbruchteilen zu überweisen war Privatpersonen bis zu diesem Zeitpunkt nicht möglich und hatte erheblichen Einfluss auf den E-Commerce. Aber bereits 2002 begann der Südafrikaner nach den Sternen zu greifen – und zwar buchstäblich. Mit der Gründung von SpaceX sollten langfristig der Mars zum Ziel bemannter Raumfahrt und kurzfristig die Kosten für Orbitalflüge drastisch gesenkt werden. Dafür sollen die größten Teile einer Rakete – vor allem die erste Schubstufe – wiederverwendet werden. 2008 glückte der vierte Startversuch, nachdem drei vorangegangene Starts misslangen und das Unternehmen so in eine deutliche, wirtschaftliche Schieflage brachten. Sieben Jahre später, Ende 2015, gelang es nach vielen Fehlversuchen und dem drohenden finanziellen Scheitern tatsächlich, eine Trägerrakete wieder landen zu lassen. Der Grundstein für große Profite auch in diesem Bereich wurde gelegt – denn wer soll SpaceX so schnell Konkurrenz machen? Die Kunden, wie etwa die NASA oder diverse Satellitenbetreiber, standen und stehen auch heute noch Schlange.

Das Meisterstück

Noch während sich Musk mit PayPal und SpaceX herumschlug, gründeten im Jahr 2003 Martin Eberhard und Marc Tarpenning die Firma Tesla. Deren Ziel war es, Elektroautos zu bauen, die nicht nur keine Nachteile gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren hatten, sondern die Vorteile des Elektromotors wie lokale Emissionsfreiheit, niedriges Geräuschniveau, überlegene Fahrleistungen, geringe Wartungskosten und hohe Energieeffizienz aufweisen sollten. Musk stieg im Frühjahr 2004 als Risikokapital-Investor ins Unternehmen ein, wurde zum Aufsichtsratsvorsitzenden und avancierte bald darauf auch zur prägenden Figur von Tesla. Nicht nur als Geldgeber war er für den Erfolg der Marke verantwortlich, sondern auch als Produktdesigner und vor allem als Vermarktungsgenie und Kostenoptimierer. In einem späteren Interview erzählte Musk davon, dass es bereits seit dem College sein Ziel war, Elektrofahrzeuge so weit zu kommerzialisieren, dass sie für den breiten Kundenbedarf angeboten werden können. Zunächst sollte mit einem Sportwagen für Early Adopters begonnen werden, die der Marke die nötige Bekanntheit und das „gewisse Etwas“ verpassen sollten. Eine ähnliche Strategie, wie es im heutigen Influencerwesen Usus ist, Produkte von Start-Up-Unternehmen in der Öffentlichkeit medienwirksam zu positionieren. Im nächsten Entwicklungsschritt sah das Konzept Mainstream-Modelle vor, die zu erschwinglicheren Preisen auch einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich sein sollten. Und so kam es schließlich auch.

Kein langweiliges Öko-Gefährt

Als 2006 der Tesla Roadster vorgestellt wurde, räumte Musk mit einem Schlag mit dem Vorurteil auf, E-Autos seien langweilige Öko-Gefährte, mit denen man per se keinen Spaß haben kann. In vier Sekunden von Null auf 100 zu beschleunigen gilt sogar noch heute als Fahrleistung auf Porsche-Niveau und setzte damals Maßstäbe im E-Auto-Segment. 2012 folgte das Model S, eine Oberklasse-Limousine mit Platz für bis zu sieben Personen und einer Beschleunigung von Null auf 100 in unter drei Sekunden. Zur Dynamik gesellten sich also auch noch Platz und eine vernünftige Reichweite. Zwar kam der Roadster schon vergleichsweise weit, ein Model S der aktuellen Generation hat aber eine realistische Reichweite von 400 bis 600 Kilometern mit einer Batterieladung. Möglich machen das die riesigen Akkus von einer Kapazität bis zu 100 kWh, während Konkurrenzmodelle häufig mit weitaus geringeren Leistungswerten auskommen müssen. Diese Neuerungen führten dazu, dass E-Autos plötzlich global salonfähig und vorzeigbar wurden. Sie avancierten regelrecht zu einem Statussymbol. Allerdings verhinderte der Preis von rund 100.000 US-Dollar, im Massenmarkt ein Erfolg zu werden. Ein ähnliches Stigma erhielt auch das als SUV betitelte Model X. Dieses lief ab 2015 vom Band, war jedoch in ähnlichen Preisregionen wie das Model S angesiedelt.
Deshalb begann das Team rund um Elon Musk mit der Planung des Model 3, welches im März 2016 erstmals vorgestellt wurde. Ein Elektroauto in der Preisklasse eines soliden Verbrenners, mit einem Preis von rund 35.000 US-Dollar. Für die Basisversion war der Schritt in den Massenmarkt geebnet. Und von Beginn an zeichnete sich ein großer Erfolg des Mittelklasse-Fahrzeugs ab. Reservierungen wurden ab dem 31. März 2016 entgegengenommen und innerhalb von 24 Stunden bestellten weltweit mehr als 115.000 Personen ein Model 3, welches ursprünglich den Titel Model E tragen sollte. Diese Namensgebung war jedoch ein eingetragenes Markenzeichen der Firma Ford, weshalb Tesla auf den Markennamen Model 3 ausgewichen ist. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die Produktion, die ursprünglich erst 2018 starten sollte, auf Juli 2017 vorverlegt. Erste Auslieferungen nahm Tesla Ende Juli 2017 vor, diese wurden allerdings großteils an konzerninterne Kunden überreicht. Dennoch waren erste Testfahrten möglich und statistische Werte des Model 3 ließen einen großen Erfolg vermuten. Im dritten Quartal 2017 wurden 260 Model 3 gefertigt und die geplante Stückzahl von über 1000 Fahrzeugen klar verfehlt. Grund hierfür waren laut Tesla Produktionsengpässe. Bis zur Auslieferung in Europa verging dann noch einige Zeit, erst im Februar 2019 wurden die ersten Vorbesteller mit einer Lieferung beglückt.

Die Weiterentwicklung des Model 3, von Tesla Model Y getauft, wurde im März 2019 vorgestellt, ist rund zehn Prozent größer als der bautechnische Vorgänger – und verfügt über bis zu sieben Sitzplätze. Seit Januar 2020 wird das Model Y im US-Amerikanischen Fremont produziert und soll noch im ersten Quartal dieses Jahres in den USA ausgeliefert werden. Mit einer Verfügbarkeit in Deutschland wird ab Anfang 2021 gerechnet. Als späteren Produktionsstandort dürfte auch die aktuell entstehende Gigafactory 4 fungieren, welche aktuell in Grünheide in der Nähe des Flughafens Berlin-Brandenburg errichtet wird. Anfang des Jahres startete das Genehmigungsverfahren und der Brandenburger Landtag akzeptierte den Kaufvertrag des Grundstücks, welches für rund 41 Millionen Euro an den US-Konzern ging. Läuft alles nach Plan, wird noch im Frühjahr mit den Bauarbeiten begonnen und Mitte 2021 könnte die Fabrik fertiggestellt sein. Auf dem Gelände sollen Anlagen zur Fahrzeugteile-, Batterie- und Antriebsfertigung sowie zur Endmontage und Standortlogistik entstehen. In Berlin selbst ist zudem ein Design- und Entwicklungszentrum geplant.

Die Kernfrage der Batterie

Doch nicht nur die Fertigung in Europa ist für Tesla ein weiteres Mosaiksteinchen des Erfolges. Der Schlüssel, um die Kosten für ein E-Auto dauerhaft zu senken, liegt im teuersten Bauteil: dem Akku. Hier war Tesla schon immer stark, und die Planung sowie der Bau von weitern Gigafactorys, wie sie eben aktuell auch im Berliner Umland entsteht, soll weiter an der Kostenschraube drehen. Kürzere Wege, vernetzte Werke rund um den Erdball und effizientere Arbeitsschritte sollen den Erfolg Teslas auch in der Zukunft sicherstellen. Diese ambitionierten Maßnahmen überzeugen auch Anleger. Die Millionen, die das Unternehmen für den Fortbestand benötigt, sammelt Musk scheinbar ohne große Schwierigkeiten ein – er gilt als Garant für Erfolg. Teslas Offensive hat die ganze Automobilbranche in Aufruhr versetzt und führt zusehends dazu, dass auch Giganten in der Automobilbranche die Zeichen der Zeit erkannt haben und den Fokus mittlerweile voll auf die Implementierung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen in ihr Fahrzeugsortiment legen. Egal ob Volkswagen oder BMW, Opel oder Nissan, Skoda oder Peugeot – beinahe alle namhaften Automobilhersteller sind auf den E-Auto-Zug aufgesprungen, der scheinbar unaufhaltsam durch die mobil denkende Gesellschaft der Gegenwart brettert. Der Weg hin zur emissionsfreieren Mobilität ist geebnet, jetzt liegt es an den Herstellern und im Endeffekt an uns allen, ihn auch zu beschreiten.

Doch Elon Musk ist bekannt dafür, sich nicht mit der Ist-Situation zufrieden zu geben. Denn der Wechsel vom Verbrennungs- auf den E-Motor ist nicht genug. Was, wenn der Strom für die Akkus doch wieder von einem Atom- oder Kohlekraftwerk kommt? Mit Photovoltaik-Anlagen und Hausakkus soll der Schritt hin zu einem teilautonomen Strom-Ökosystem mit lokalen Erzeugern und lokalen Verbrauchern vollzogen werden. So könnte etwa der tagsüber durch Photovoltaik-Anlagen gewonnene Strom in großen Akkus zwischengespeichert und damit über Nacht das Fahrzeug in der Garage aufgeladen werden. Ein weiteres Betätigungsfeld für den Tesla-Pionier, der bereits Mitte der Nullerjahre Geld gab, damit seine Cousins Lyndon und Peter Rive das Unternehmen SolarCity gründen konnten. Die Firma bietet verschiedene Modelle von Photovoltaik-Anlagen an, installiert diese auf Dächern von Privathäusern und bezahlt diesen dafür eine Art Miete. Da Stillstand im Credo von Musk-Unternehmungen quasi nicht vorkommt, wurde auch SolarCity über die Jahre hinweg stetig weiterentwickelt und ist laut eigenem Bekunden mittlerweile der größte Anbieter von Photovoltaik-Anlagen in den USA. 2016 wurde das Unternehmen in den Tesla-Konzern integriert.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Auch wenn gefühlt alles, was Elon Musk in die Hände nimmt, zu einem großen Erfolg avanciert, so gibt es auch Projekte, die für deutlich mehr Wiederstand in der Bevölkerung und bei zahlreichen Experten sorgen. Hier sei vor allem das Hyperlook-Konzept erwähnt, welches von Beginn an auf zahlreiche Skepsis stieß. Dabei handelt es sich um ein Hochgeschwindigkeitsverkehrssystem, bei dem sich Kapseln in einer Röhre auf Luftkissen gleitend mit nahezu Schallgeschwindigkeit fortbewegen. Mit Hyperloop soll es möglich sein, Strecken bis zu 1.200 Kilometern deutlich schneller und umweltfreundlicher als mit dem Flugzeug und gleichzeitig günstiger als mit der Bahn zurückzulegen. Kritiker wie John Hansman, Direktor des Massachusetts Institute of Technology, zweifeln vor allem an der finanziellen Umsetzung. „Meine Frage ist nicht, ob es realisierbar ist, sondern ob es in einer Art umsetzbar ist, die von einem energietechnischen Standpunkt und auch von ökonomischer Seite Sinn ergibt.“, so Hansman. Man darf gespannt sein, ob je Personen mit 1.200 km/h auf dem Boden befördert werden. Doch wenn jemand in der Lage ist, ein solches Projekt auf Kurs zu bringen, dann wohl Elon Musk.

In der Zwischenzeit arbeitet der nimmermüde Workaholic jedoch auch an seinen gewohnten Betätigungsfeldern weiter. Zuletzt stand Musk mit der Präsentation seiner neuesten Errungenschaft unter der Tesla-Flagge im Fokus. Im November 2019 präsentierte er stolz seinen futuristischen Cybertruck und schaffte es damit weltweit in die Schlagzeilen – mit einer scheinbaren Panne bei der Vorstellung. Chefdesigner Franz von Holzhausen warf auf der Bühne einen Metall-Ball an die Seitenscheibe, die dem Druck jedoch nicht standhielt und brach. Musk nahm dies mit einem Achselzucken hin und meinte lediglich: „Es gibt Raum für Verbesserung“. Egal ob tatsächlicher Fail oder bewusste Aktion – Musk schaffte es wieder einmal, ein von ihm entwickeltes Produkt gekonnt ins Gespräch zu bringen. Denn schließlich ist Musk jemand, dessen größter Antrieb darin liegt, Projekten und Plänen einen vernünftigen Nährboden zu bereiten. Wenn diese Unternehmen dann Profit machen und der Reiz der Herausforderung fehlt, so wie es auch einst mit PayPal der Fall war, dann sucht sich ein Visionär wie Musk gerne neue Betätigungsfelder. Ihn reizt das Neue, das Ungewisse, die Herausforderung. Verwalten können auch andere.