Für den Videoschnitt auf dem Smartphone benötigen Sie nicht viel: Ihr Handy und eine (zumeist kostenlose) App reichen völlig aus. Wir haben uns für Sie angesehen, was der Play Store zu bieten hat und welche Gadgets die Qualität Ihres Videoclips steigern können.
Eines gleich vorweg: Wenn Sie Videos auf Ihrem Smartphone schneiden möchten, dürfen Sie keine Ergebnisse erwarten, die Sie zu einem Anwärter auf die Academy Awards werden lassen. Vielmehr bietet Ihnen eine Videoschnitt-App auf Ihrem Telefon ein Tool, womit Sie unterwegs und ziemlich rasch einen kurzen Clip zusammenstellen und diesen anschließend versenden oder posten können. Legen Sie Wert auf professionellen Videoschnitt, kommen Sie um einen Computer nicht herum.
Wir haben uns viele unterschiedliche Schnittprogramme für mobile Geräte angesehen und stellen Ihnen einige vor, mit denen Sie vernünftige Resultate erzielen können. Außerdem leiten wir Sie in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung durch Ihr erstes Videoprojekt. Zu guter Letzt präsentieren wir Ihnen noch diverse Gadgets, die Ihre Aufnahmen für Ihren Videoclip ungleich attraktiver und professioneller aussehen lassen. Und Action!
Wichtig für gute Aufnahmen!
Wenn Sie bei der Videoaufnahme mit dem Smartphone ein paar Dinge beachten, können Sie weitaus bessere Ergebnisse erzielen.
Licht und Blickwinkel
Die klassischen Regeln für das Filmen gelten auch für die Aufnahme mit dem Smartphone. Setzen Sie das Motiv gut in Szene und achten Sie auf das richtige Licht und den passenden Bildausschnitt für das gewählte Objekt.
Verzicht auf Zoom
Vermeiden Sie es, in Ihren Videos den Zoom zu verwenden. Wenn das Smartphone nur über einen Digitalzoom verfügt, dann wird der Bildausschnitt nur von der Software vergrößert und das Material wird ungleich schlechter. Wenn in Ihrem Telefon hingegen ein optisches Zoomobjektiv eingebaut ist, können Sie dieses dezent einsetzen.
Unbedingt horizontal
Auch wenn Sie Ihr Telefon in der Regel im Hochformat in der Hand halten, so sollten Sie dies beim Filmen vermeiden. Gerade wenn Sie Ihr Projekt auch auf einem Fernseher bewundern möchten, ist die horizontale Aufnahme alternativlos.
Vorsicht bei Schwenks
Wenn Sie einen schnellen Schwenk mit dem Smartphone durchführen, dann wird die Szenerie schnell unscharf und zerrt nach. Setzen Sie daher Schwenks nur in geringen Maßen ein.
400 Stunden Videomaterial werden pro Minute auf YouTube hochgeladen.
QUELLE: BRANDWATCH.COM
Top Phones zur Videoaufnahme
Nicht jede Smartphone-Kamera, die gute Fotos macht, erzeugt auch automatisch gutes Videomaterial. Achten Sie darauf beim Kauf besonders!
Der richtige Schnitt!
Apps für den Videoschnitt finden Sie in den App Stores in großer Zahl. Wir haben uns durch den Dschungel gewühlt und drei davon herausgepickt.
Die Beste: YouCut
Diese App bietet sehr viele Möglichkeiten, um einen spannenden Videoclip auf dem Smartphone zu produzieren. Videofilter, Textfelder, Musik und viele weitere Bearbeitungsmöglichkeiten stehen dem Nutzer zur Verfügung. Löblich: Die App ist kostenfrei, verzichtet dennoch im Gegensatz zu vielen anderen Produkten auf ein Wasserzeichen. Lediglich eine Pop-up-Werbung wird beim Finalisieren des Clips angezeigt.
Die Einfachste: Magisto
Bei dieser App dauert der finale Clip wohl länger, als es Zeit benötigt, ihn zu schneiden. Mit drei einfachen Schritten lässt sich das – zugegebenermaßen – spartanische Videoprojekt realisieren. Sie wählen Videoclips und/oder Fotos aus, entscheiden sich für einen Themenbereich und fügen einen Soundtrack hinzu. Fertig ist Ihr Projekt. Einziger Nachteil: Das Video lässt sich nur gegen Gebühr in die Galerie exportieren.
Die Flexibelste: Adobe Premiere Clip
Viele werden mit dem Begriff Adobe etwas anfangen können. Auf vielen Windows-Rechnern dürfte sich zumindest eine Anwendung dieses Herstellers (Photoshop, Reader, etc.) befinden. Und diese Konnektivität ist auch der Grund, warum „Premiere Clip“ in unserer Liste geführt wird. Mit der App können Sie auf dem Smartphone zu schneiden beginnen – und auf Wunsch mit der Desktopversion an Ihrem Projekt weiterarbeiten.
Videoschnitt kann so einfach sein!
Anhand von YouCut zeigen wir Ihnen, wie Sie mit wenigen Handgriffen ein kleines, aber feines Video zaubern können.
App installieren
Öffnen Sie den Play Store auf Ihrem Smartphone, tippen Sie „YouCut“ in die Suchen-Zeile ein und laden Sie die Anwendung herunter. Alternativ können Sie auch den obigen QR-Code verwenden.
Berechtigungen
Bevor Sie loslegen können, müssen Sie der App noch die nötigen Zugriffsrechte auf Ihre Videos und Fotos erteilen. Tippen Sie dazu im Startbildschirm auf das Pluszeichen, in der aufpoppenden Hinweis-Seite anschließend auf „Zulassen“.
Material wählen
Nun werden Ihnen Ihre Fotos und Videos angezeigt. Wählen Sie durch einfaches Tippen die Clips aus, welche Sie in Ihr Projekt einbinden möchten. Anschließend tippen Sie auf den Pfeil.
Seitenverhältnis des Projektes festlegen
Bevor Sie mit dem Schneidevorgang beginnen, wählen Sie in der Menüleiste den Eintrag „Hintergrund“ . Darin legen Sie das Seitenverhältnis des Videos fest. Sie können hier zwischen vielen unterschiedlichen Voreinstellungen wählen. Von einem quadratischen Vollformat, welches sich etwa optimal für Instagram eignet, stehen auch klassisches 16:9, 4:3 und viele weitere Modi zur Verfügung. Wenn Sie das Seitenverhältnis beim voreingestellten „Frei“-Format belassen, passt die Anwendung das Bildformat an die vorhandenen Videoclips an, in unserem Projekt waren dies durchweg 16:9-Videos.
Videos zuschneiden
Jetzt geht es ans Eingemachte: Wählen Sie „Trimmen“ aus (1) und nun können Sie die Länge der einzelnen Clips durch verschieben der orangefarbenen Punkte in der Zeitleiste festlegen (2). Wiederholen Sie diesen Vorgang für alle weiteren Videos, die sich in Ihrem Projekt befinden.
Musik wählen
Auf Wunsch können Sie Ihr Projekt auch mit Musik unterlegen. Wählen Sie dazu „Musik“ im Menü aus und fügen Sie entweder Titel von YouCut oder Tracks aus Ihrer eigenen Musikdatenbank hinzu.
Musik anpassen
Tippen Sie nun auf die gelb hinterlegte Audiospur. Darin können Sie sowohl den Ausschnitt auswählen, der im Video verwendet werden soll (1), als auch die gewünschte Lautstärke (2).
Filter einsetzen
Nachdem Sie nun die einzelnen Video- und Tonspuren angepasst haben, können Sie Ihrem Projekt optisch eine besondere Note verleihen. Unter „Filter“ lässt sich die Optik des Videos verschönern. Dazu stehen Ihnen sowohl diverse Voreinstellungen (1), als auch die Möglichkeit, selbst an Kontrast, Farbe und Sättigung herumzuschrauben (2), zur Verfügung. Wahlweise können Sie die Änderungen entweder nur auf einem Clip (3) oder Ihr gesamtes Projekt verwenden (4).
Text erstellen
Ein Titel darf natürlich auch nicht fehlen. Wählen Sie „Text“ im Menü aus, tippen die gewünschten Begriffe in das entsprechende Feld (1) und nun können Sie das Textfeld noch verfeinern. Suchen Sie eine passende Farbe (2) und eine angemessene Schriftart (3) aus der entsprechenden Auswahl und bestätigen Sie Ihre Wahl mit einem Tipp auf das Häkchen (4).
Sonstige Verschönerungen
Bevor Sie das Video fertigstellen, können Sie noch weitere Anpassungen in Ihrem Clip vornehmen. Im Menü finden Sie dazu entsprechende Optionen. Es lassen sich etwa Emojis einfügen (1), die Geschwindigkeit einzelner Clips anpassen (2), ganze Clips um 90 oder 180 Grad drehen (3) und sogar von hinten nach vorne abspielen (4). Sobald Sie etwas geübter im Umgang mit YouCut sind, können Sie sich gerne damit auseinandersetzen. Zu Beginn empfehlen wir jedoch, sich auf die grundlegenden Funktionen zu konzentrieren.
Video ausgeben
Nun ist es an der Zeit, das Video abzuschließen. Dazu tippen Sie in der rechten, oberen Ecke auf „Speichern“ (1), danach öffnet sich ein Pop-Up-Fenster. Darin legen Sie die gewünschte Videogröße (2) und die Qualität (3) fest. Wir haben uns bei diesem Versuch für 1080p, also herkömmliches Full HD entschieden. Als Qualität empfehlen wir in jedem Fall „hoch“, da Unterschiede in der Bildqualität das Weniger an verwendetem Speicherplatz nicht rechtfertigen. Nun wählen Sie „Kompensieren“ (4) und Ihr Videoclip wird gespeichert. In der Fachsprache spricht man übrigens von „Rendern“.
Der Clip wird nun fertiggestellt und kann im Anschluss direkt über die App angesehen werden. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, das Video direkt aus der Anwendung heraus zu versenden oder in einem sozialen Netzwerk zu posten (5).
ACHTUNG!
Wenn Sie Ihren Clip veröffentlichen wollen, berücksichtigen Sie bitte ein mögliches Copyright auf die verwendeten Materialien.
Das fertige Video können Sie ganz einfach über Ihren Instagram-Account teilen. Ihr Werk wurde nach Fertigstellung automatisch in der Galerie abgespeichert, aus welcher Sie es auswählen und gemeinsam mit einem spannenden Text sowie den passenden Hashtags veröffentlichen können. Beachten Sie jedoch, dass Videoclips auf Instagram maximal eine Minute lang sein dürfen.
Auch das Teilen via Facebook funktioniert sehr simpel. Wieder wählen Sie den gewünschten Clip aus der Galerie Ihres Smartphones aus und fügen dem Posting einen angemessenen Text bei. Auf Wunsch können Sie gerne auch noch weitere Personen markieren oder den Standort festlegen. Durch Tippen auf „Teilen“ laden Sie Ihr Video schließlich hoch.
Die besten Gadgets!
Mit den richtigen Hilfsmitteln schaffen Sie es, Ihre Videoclips auf ein höheres Level zu bringen und die Qualität enorm zu steigern. Unser Tipp …
… für wackelfreie Clips: DJI Osmo Mobile 2
Mit der DJI Osmo Mobile gelingen Ihnen wackelfreie Aufnahmen mit der Smartphone-Kamera. Der integrierte Dreiachsen-Gimbal sorgt dafür, dass Bewegungen ausgeglichen werden und so eine flüssige Aufnahme entsteht. Somit können Sie butterweiche Kamerafahrten inszenieren und die Qualität Ihrer Videos erreicht damit ein neues Level.
Preis: 127,93 Euro / Batterielaufzeit: 15 Stunden / Gewicht: 0,821 kg / Besonderheit: Die Batterie ist im Lieferumfang enthalten / bit.ly/osmo2mobile
… für Selbstaufnahmen: Somikon Selfiestick
Ein Selfiestick muss wohl nicht groß erklärt werden. Smartphone einspannen und ein Selbstportrait knipsen, das ist alles. Da dieser Stick per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden wird, ist es nicht mehr erforderlich, ihn per Klinkenkabel mit dem Smartphone zu verbinden. Der Auslöser wird somit kabellos betätigt.
Preis: 6,90 Euro / Lieferumfang: Teleskopstab mit Akku inkl. Smartphone-Halterung, USB Ladekabel, Halteband/ bit.ly/sm_selfiestick
… für stabilen Halt: Smartphone-Stativ
Sicher kennen Sie folgende Situation: Sie möchten eine starre Aufnahme mit Ihrem Smartphone machen, finden jedoch weit und breit keine Gelegenheit, um das nur wenige Millimeter dünne Gehäuse zu fixieren. Um nicht in Versuchung zu kommen, das zumeist teure Smartphone mit Steinen, Büchern oder ähnlichen Hilfsmitteln in die richtige Position zu bringen, empfehlen wir ein Smartphone-Stativ, welches sich problemlos in einem Rucksack mitführen lässt und beinahe keinen Platz wegnimmt. Weiterhin lässt sich dieses Smartphone-Stativ im eingeklappten Zustand als Selfie-Stick verwenden.
Preis: 14,74 Euro / Zubehör: Fernauslöser / bit.ly/sm-stativ
… für Timelapse Szenen: Wolffilms Stativ
Mit dem Timelapse Stativ von „Wolffilms“ lassen sich beeindruckende Zeitraffer-Aufnahmen mit der Smartphone-Kamera realisieren. Sofern Ihr Telefon über diese Funktion verfügt, kann es in dieses Stativ eingespannt werden und innerhalb von zwei Stunden dreht sich das Gadget einmal um die eigene Achse.
Preis: 18,99 Euro / Besonderheit: funktioniert rein mechanisch, benötigt weder Batterie noch Akku / bit.ly/sm_timelapse
Fazit
Das Angebot an mobilen Videoschnittprogrammen in den App Stores ist bedenklich groß, um nicht das Attribut „überbordend“ benutzen zu müssen. Viele Programme bieten zwar brauchbare Funktionen, versehen den finalen Clip jedoch mit einem unschönen Wasserzeichen. Mit den Ergebnissen von YouCut, welches wir Ihnen Schritt für Schritt erklärt haben, sind wir jedoch sehr zufrieden.
Generell ist zu sagen, dass Sie vom mobilen Videoschnitt keine Wunderdinge erwarten dürfen. In etwas flapsigem Ton würden wir „quick and dirty“ zu Nutzen und Funktionsumfang sagen. Für Social Media reichen die Ergebnisse durchaus, alles was darüber hinausgeht, sollte jedoch auf dem Computer bearbeitet werden.
„Mit mobilem Videoschnitt erzielen Sie zwar keine oscarverdächtigen Resultate, für Facebook, Instagram und WhatsApp reicht es jedoch allemal!“
Christoph Lumetzberger (Redakteur)