Wie wechsle ich in den Selfiemodus? Wo verstecken sich die Pro-Funktionen? Verschiedene Hersteller, unterschiedlicher Software-Aufbau. Wir vergleichen und erklären.
Smartphone-Kameras haben in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung genommen und strotzen mittlerweile vor neuartigen Funktionen. Der Haken: Jeder Hersteller wählt einen eigenen Aufbau.
Wer sich also ein neues Smartphone zulegt, steht mitunter vor Schwierigkeiten, wenn schnell ein gutes Foto geschossen werden soll. Wer jahrelang mit Huawei fotografiert hat, wird sich beim Umstieg auf beispielsweise ein Pixel von Google etwas verloren vorkommen. Beide Smartphones sind für ihre sehr gute Kamera bekannt, in der Bedienung unterscheidet sich die Software aber grundlegend.
Vielfältige Optionen
Aber welche Kamera-Software ist nun gelungen – und welche vielleicht nicht? Wo liegen die größten Unterschiede in der Bedienung? Und was mache ich, wenn ich mit der Oberfläche überhaupt nicht zurechtkomme?
Vier Vergleichskandidaten
Genau diesen Fragen sind wir auf den Grund gegangen. Zur Veranschaulichung dienen uns vier Smartphones: Das iPhone XS steht stellvertretend für die Apple-Riege, während das Pixel 3 die „nackte“ Kamera-Software von Google repräsentiert. Außerdem haben wir uns die Eigenlösungen von Sony und Huawei näher angesehen. Auf eine abschließende Benotung verzichten wir, zu subjektiv wäre diese Bewertung. Wer jeder Kamera-Software eine negative Note geben würde, wird vielleicht bei unseren App-Alternativen fündig.
Pro-Modus
Der „Profi“- oder „Pro“-Modus beschreibt bei den meisten Smartphones einen vielfältig manuell einstellbaren Modus. Das erfordert zwar Grundkenntnisse in Sachen Fotografie, erlaubt aber auch einzigartige Ergebnisse. Unser Vergleich brachte große Unterschiede bei den Herstellern zutage.
Porträt-Modus
Jeder unserer Testkandidaten, mit Ausnahme von Sony, verfügt über einen Porträt-Modus. Einig, was man darunter versteht, scheint man sich allerdings nicht zu sein. Das iPhone beispielsweise setzt stark auf den Tiefenschärfe-Effekt, während Huawei einen aggressiven Verschönerungsmodus implementiert.
Mehr/Extras
Abseits der klassischen Aufnahmemodi verfügen die meisten Smartphones noch über die eine oder andere interessante Spielerei. Egal ob unter „Mehr“ oder über die Einstellungen der Kamera: Wir haben uns angesehen, welches Gerät welche Zusatzfunktionen bietet.
Selfie-Modus
Der Wechsel von der Hauptkamera zum Pendant an der Vorderseite passiert in der Regel mit einem Tipp. Wo liegen hier die Unterschiede?
Apple iPhone XS
Im Selfie-Modus lässt sich die Beleuchtung virtuell anpassen. Verschiedene Effekte schaffen coole Aufnahmen, der Quadrat-Modus ist auch hier vertreten.
Google Pixel 3
Der Selfie-Modus des Pixel 3 bietet einige nette Extras. Hier muss vor allem die “Motion”-Funktion erwähnt werden. Auch eine Verschönerungsfunktion gibt es.
Sony Xperia XZ3
Den Modus “Porträt-Selfie” haben wir bereits erwähnt. Dieser lässt vielfältige Einstellungen zu. Der “normale” Frontkamera-Modus präsentiert sich reduzierter.
Huawei Mate 20 Pro
Der Selfie-Modus von Huawei ist gewohnt umfangreich. Sie erstellen Porträts mit angepasster Beleuchtung und auf Wunsch sogar mit digitaler Verschönerung.
Video-Modus
Es soll ein Video sein? Auch hier gibt es verschiedenste Zugänge. Wir haben uns angesehen, welche Besonderheiten die einzelnen Hersteller anbieten.
Apple iPhone Xs
Ein Wisch in der Kamera-App nach rechts und Sie wechseln in den Videomodus. Viele Einstellungsmöglichkeiten gibt es (außer dem Blitz) aber nicht.
Google Pixel 3
In den Videomodus wechseln Sie einfach, indem Sie in der Modi-Leiste auf “Video” gehen. Auch hier arbeitet die Kamera fast ausschließlich ohne manuelles Zutun.
Sony Xperia XZ3
Den Videomodus starten Sie bei Sony mit einem Tipp auf das Videokamera-Symbol. Belichtung und Farbsättigung können Sie manuell einstellen.
Huawei Mate 20 Pro
Der chinesische Hersteller hat dem Videomodus ein Update verpasst. Die künstliche Intelligenz schafft nun auf Wunsch monochrome Aufnahmen mit Farbakzenten.
Künstliche Intelligenz
Das Schlagwort der Stunde: Mehr und mehr Smartphones erhalten KI-Unterstützung. Die künstliche Intelligenz erkennt, was Sie ablichten möchten und legt die entsprechenden Parameter selbstständig fest.
Einer der größten Trends im Jahr 2018 lässt sich mit zwei Buchstaben beschreiben: KI. Das steht für „künstliche Intelligenz“ und beschreibt eine Simulation von menschlicher Intelligenz. Die KI soll das Smartphone „schlau“ machen, damit es dem Nutzer selbstständig mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Huawei, Google und Apple setzen verstärkt auf spezielle Prozessoren, die eigene Einheiten für das „Denken“ besitzen. Bislang reduziert sich der tatsächliche Nutzen auf einige wenige Bereiche – und vor allem auf die Kamera. Die KI erkennt Objekte und Szenerien und legt die Aufnahmeeinstellungen selbstständig fest. Außerdem ist die Kamera so in der Lage, Sehenswürdigkeiten oder Dinge des alltäglichen Gebrauchs zu benennen.
Die Unterschiede sind derzeit noch groß. Apple beispielsweise verbaut im iPhone XS den laut eigenen Angaben schnellsten KI-Prozessor, der seine Stärken allerdings im Augmented Reality-Bereich hat. Bei der Kamera merkt man die KI nicht. Das ist bei Huawei und Google anders. Das Pixel 3 beispielsweise hat „nur“ eine einzelne Linse, dank der KI müssen sich die Ergebnisse aber nicht vor der Konkurrenz verstecken. Das Mate 20 Pro strotzt indes nur so vor KI-Zusatzfunktionen.
Huawei Mate 20 Pro
Im Foto-Modus erkennt die KI 1.500 Szenarien aus 25 Kategorien. Farbe, Kontrast und Helligkeit passt die KI automatisch an. Erstmals kann die KI außerdem auch im Videomodus unterstützend eingreifen.
Google Pixel 3
Bei den Pixel-Geräten präsentiert sich die KI deutlich weniger aufdringlich – beziehungsweise gar nicht: Zwar passt die künstliche Intelligenz die Fotos perfekt an, zu erkennen ist sie aber nicht.
Alternative Kamera-Apps
Wenn Sie mit der Software Ihrer Smartphone-Kamera unzufrieden sind, ist das kein Grund zum Ärgern: In den Stores finden sich zahlreiche gute Alternativen. Wir stellen Ihnen zwei davon kurz vor.
Open Camera
Eine auf den ersten Blick simpel gehaltene Anwendungen, die aber über einige nützliche Zusatzfunktionen verfügt. Open Camera empfehlen wir vor allem für Smartphones, die über keinen manuellen “Pro”-Modus verfügen. Verschiedene Hilfslinien und Regler für Belichtung und Co garantieren gelungene Aufnahmen.
Camera360
Einen etwas anderen Ansatz wählen die Entwickler dieser App. Camera360 bietet sich vor allem an, wenn Sie auf der Suche nach einer Anwendung mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten sind. Egal ob Filter, Aufkleber oder Effekte, die vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten laden zum Experimentieren ein. Gelungen!
FAZIT
Unser Vergleich zeigt: Obwohl drei unserer vier Kandidaten mit Android-Betriebssystem laufen, gibt es große Unterschiede bei Aufbau und Bedienung der Kamera. Apple kocht ohnehin seit Jahren ein eigenes Süppchen und setzt nach wie vor auf eine sehr reduzierte Kamera-Oberfläche. Gleiches gilt für Google, die Pixel-Geräte sollen so weit wie möglich selbst erkennen, welche Einstellungen für eine gelungene Aufnahme notwendig sind.
Den größten Funktionsumfang bietet hingegen Huawei, mitunter ist das aber schon fast zu viel des Guten. Eigene Modi für Lebensmittel oder Spielereien wie 3D-Panoramas werden wohl nur selten genutzt. Sony wiederum bietet einige praktische Features und konzentriert sich auch auf den Selfie-Mode, eine KI-Unterstützung gibt es dafür nicht. Diese ist bei Huawei und Google sehr ausgeprägt, bei Apple hingegen kaum zu merken. Letztlich entscheiden hier wie so oft persönliche Präferenzen und wohl auch die Gewohnheit.