Generalüberholte Smartphones, Notebooks und Co. sind
wesentlich umweltfreundlicher als neue. Zu diesem Ergebnis kommen auch zahlreiche wissenschaftliche Studien. Durch den Kauf solcher Produkte kann somit jeder einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten und gleichzeitig auch seinen Geldbeutel schonen. Und auch hierzulande wird gebrauchte Technik immer beliebter. Wie aus einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom hervorgeht kann sich die Hälfte der Verbraucher in Deutschland den Kauf sogenannter Refurbished Geräte vorstellen.
Minimieren wir Elektroschrottberge
Wie hoch das Potenzial an der Wiederaufbereitung von Elektrogeräten ist, zeigt nicht zuletzt die Erfolgsgeschichte des Unternehmens refurbed, das 2017 gegründet wurde und mittlerweile auf ein Team von knapp 300 Mitarbeitern baut. Der schnellwachsende Online-Marktplatz für refurbished-Produkte ist heute in elf Ländern aktiv und bietet vollständig erneuerte Elektrogeräte um bis zu 40 Prozent günstiger und mit mindestens zwölf Monate Garantie an. Die CO₂-Einsparungen im Vergleich zur Herstellung eines Neugeräts laut eigenen Angaben von 83 Prozent sind beeindruckend. Die Mission der drei Firmengründer Peter Windischhofer, Kilian Kaminski und Jürgen Riedl ist sympathisch wie notwendig: Die Schaffung weiterer Lebenszyklen für bestehende Produkte und die nachhaltige Veränderung des Konsums. Anlässlich der Apple-Keynote letzten Herbst zeigte sich Windischhofer kämpferisch: „Wenn große Marken die Zukunft gestalten wollen, müssen sie damit beginnen, den gewinngetriebenen Kreislauf der geplanten Obsoleszenz zu durchbrechen, der den Überkonsum und die Verschwendung von Ressourcen anheizt, und echte Verantwortung für ihren ökologischen Fußabdruck übernehmen.“ Falls Sie mit dem Begriff Obsoleszenz bzw. geplanter Obsoleszenz nichts anfangen können: Darunter versteht man, dass Unternehmen die Nutzungsdauer ihrer Produkte durch Verkürzen der Lebensdauer bewusst einschränken, eine Reparatur nicht mehr lohnenswert erscheint und eine Neuanschaffung in den Fokus rückt. Durch professionelles Refurbishment und die gesteigerte Attraktivität von Preloved-Produkten kann diese Strategie durchkreuzt werden. Dass sich dieser Gedanke langsam durchzusetzen beginnt, zeigt nicht zuletzt die laufende Sortimentserweiterung von innovativen Firmen wie refurbed.
vlnr: Peter Windischhofer, Juergen Riedl, Kilian Kamniski | Bild: refurbed
„Die durchschnittliche Lebens-
Robert Fritsche, Country Manager Deutschland bei Swappie
dauer eines Smartphones beträgt nur 21,6 Monate.“
Bewusstsein schaffen
Eine Umfrage von Swappie, dem größten iPhone-Refurbisher Europas, zeigte 2024, dass 61,4 Prozent der Befragten sich des prognostizierten Anstiegs von 82 Millionen metrischen Tonnen Elektroschrotts bis 2030 nicht bewusst sind. Zudem schätzten auch nur 28 Prozent der Befragten ihre Elektroschrotterzeugung pro Jahr korrekt ein. Dazu Robert Fritsche, Country Manager Deutschland: „Dies unterstreicht die entscheidende Bedeutung der Sensibilisierung für E-Schrott und seine schädlichen Auswirkungen auf unseren Planeten.“ Es ist das Ziel des Unternehmens, den Wissenstransfer voranzutreiben, E-Schrott zu bekämpfen und CO₂-Emissionen zu reduzieren. Denn Elektronik ist die weltweit größte und am schnellsten wachsende Abfallquelle. Umso schockierender, dass weniger als 15 Prozent der Mobiltelefone recycelt und wertvolle Ressourcen verloren gehen. „Die durchschnittliche Lebensdauer eines Smartphones beträgt nur 21,6 Monate und obwohl ein refurbished iPhone 78 Prozent weniger CO₂-Emissionen als ein neues iPhone verbraucht.“, erwähnte Fritsche bereits im Interview unserer letzten Ausgabe.

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Mit diesem anschaulichen Verhältnis argumentiert das Unternehmen Rebike für ein refurbished E-Bike. Einer der Spezialisten für professionell überarbeitete und mit einer Garantie versehenen Räder mit Elektromotor liefert weitere Gründe, wie eine nachhaltigere Fortbewegung mit den beliebten Flitzern gelingen kann: Refurbished E-Bikes verlängern die Lebensdauer eines bestehenden Produkts und reduzieren Elektroschrott. Während die Produktion eines neuen E-Bikes etwa 229 Kilogramm CO₂ verursacht, sinkt dieser Wert bei wiederaufbereiteten Modellen auf 16 Kilogramm CO₂ – also um mehr als 90 Prozent. Wiederaufbereitete Modelle namhafter Markenhersteller werden von Rebike über die eigene Plattform, Second-Use-Marktplätze von Partnern wie Decathlon und eBay sowie über das Dienstradleasing-Programm von BusinessBike und in eigenen Flagship-Stores in München und Frankfurt am Main verkauft. Jährlich werden rund 15.000 E-Bikes in einem eigens entwickelten und vom TÜV Rheinland zertifizierten Refurbishment-Verfahren generalüberholt. So trägt das 2018 von Thomas Bernik und Sven Erger gegründete Unternehmen mit seinem zirkulären Geschäftsmodell zur Mobilitätswende, Klimaschutz und zur Schonung begrenzter Ressourcen bei.
Übrigens können auch Fahrradreifen und -schläuche recycelt werden, wie Hersteller Schwalbe seit 2022 beweist. Die mitlaufenden Zahlen auf der Website schwalbe.com zeigten zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels 1.543.310 bisher recycelte Reifen und 12.821.770 recycelte Schläuche an. Gebrauchte Modelle werden dafür bei teilnehmenden Fachhändlern gesammelt, anschließend zum Recyclingpartner Pyrum Innovations transportiert, dort in Gummigranulat, Stahl und Gewebe zerkleinert und durch Pyrum Thermolyse in wertvolle Sekundärrohstoffe umgewandelt, bevor diese in den Produktionszyklus rückgeführt werden. Bei den Schläuchen kann der recycelte Butylkautschuk beispielsweise 20 Prozent eines neuen Schwalbe-Schlauches ohne Qualitätsverlust ausmachen. Dabei werden 80 Prozent weniger Energie verbraucht.
Wachsendes Angebot
Anbieter wie refurbed und dessen drei Firmengründer Kilian Kaminski, Jürgen Riedl und Peter Windischhofer zeigen es vor: Die Möglichkeiten Elektroschrott zu vermeiden, sind dank wiederaufbereiteter Küchen- und Reinigungsgeräte von der Kaffeemaschine über den Staubsaugerroboter oder Luftwäscher bis zum Hochdruckreiniger auch im Haushalt mittlerweile einfach möglich – Garantie und Rückgaberecht inklusive.
Wiederaufbereitete iPhones
Die Verlängerung der Nutzungsdauer eines Smartphones um nur ein Jahr kann dessen Lebenszeit-Emissionen um ein Drittel senken. Swappie als Spezialist für die Wiederaufbereitung von iPhones nennt folgende beeindruckende Kennzahl: Ein refurbished iPhone verursacht 78 Prozent weniger CO₂-Emissionen als ein neues Modell.
Generalüberholt radeln
Das Refurbishment von E-Bikes fallen laut dem Spezialisten Rebike
Mobility aus München nur sieben Prozent der Emissionen im Vergleich zur Neuproduktion an. Für die Käufer ist neben der Umweltfreundlichkeit auch das Preisargument ausschlaggebend. Immerhin sind wiederaufbereitete Modelle bis zu 60 Prozent günstiger wie der Vergleich bei verschiedensten Anbietern zeigt.
Second Hand – where to find
Neben Second Hand Läden in der näheren Umgebung, Nachbarschaftsflohmärkten und Tauschbörsen sind diese Adressen eine gute Idee, um „neue“ Geräte zu finden oder auch nicht mehr benötigte Technik zu verkaufen.
rebuy.de
backmarket.de
reuseit.de
refurbed.de
ebay.de
willhaben.at