Gastbeitrag von Katrin Wiesinger
87 % der Österreicher sind Besitzer eines Smartphones. Doch wo hat unser treuer Begleiter seinen Ursprung?
Da es schon einige Smartphone-Features mitbrachte, wird das IBM Simon als das erste Smartphone betrachtet. Die ersten Exemplare kamen am 16. August 1994 auf den Markt. Beim IBM Simon handelt es sich um eine Kombination aus Mobiltelefon und PDA. Diese Abkürzung bedeutet Personal Digital Assistent und beschreibt einen kleinen, tragbaren Computer mit einem relativ großen Touchscreen. Hergestellt wurde der Simon Personal Communicator von Mitsubishi. Es verfügt nicht nur über einen Touchscreen, sondern ermöglicht auch das Installieren von Applikationen. Allerdings wiegt das Ur-Smartphone ganze 510 Gramm und ist 23 Zentimeter hoch. Insgesamt wurden 50.000 Stück verkauft. Obwohl schon an einem Nachfolger gearbeitet wurde, wurde nie eine Neuversion veröffentlicht.
Mit dem im Jahr 1998 erschienenen Nokia 8810 war das erste Mobiltelefon ohne Antenne geboren. Den Ingenieuren gelang es, die Antenne gänzlich in das Gehäuse zu integrieren. Später wurde das Standard.
Das erste Mobilgerät mit integrierter Kamera trägt den Namen Toshiba Camesse. Es kam 1999 auf den Markt. Das Toshiba Camesse wurde bereits kurz darauf in Japan zum Riesen-Hit. In Deutschland oder Österreich war es damals jedoch nicht bekannt. Die mit dem Toshiba Camessa aufgenommenen Fotos können mit dem inkludierten Grafikprogramm sofort bearbeitet werden. Auf einigen Internetplattformen ist bzw. war es den Nutzern sogar möglich, die Bilder zu veröffentlichen.
2001 veröffentlichte Siemens das SL45. Es besitzt eine wechselbare MMC Speicherkarte und einen integrierten MP3-Player. Das ermöglichte erstmals das Hören eigener Musik. Zuvor war das Musikhören auf dem Handy auf das Radio beschränkt.
Integrierte Kameras ließen aber auch außerhalb Japans nicht lange auf sich warten. Das Nokia 7650 brachte eingebaute Kameras 2002 auch nach Deutschland und Österreich. Die Qualität der Schnappschüsse lässt allerdings zu wünschen übrig. Als „handlich“ kann man das Nokia 7650 zudem auch nicht bezeichnen. Das liegt daran, dass es ziemlich groß und im Vergleich zu anderen Modellen auch durchaus schwer war.
Im Jahr 2003 waren integrierte Kameras bereits Standard. Doch nun gab es dank dem Nokia 3650 auch die Möglichkeit, Videos aufzuzeichnen und wiederzugeben. Auf hochwertige und längere Aufnahmen brauchte man aber auch hier nicht hoffen.
Heute Standard, früher Revolution: ein integrierter GPS-Empfänger. Das im Jahr 2005 vorgestellte Siemens SXG75 war das erste Gerät mit diesem Feature. Nun konnte man nicht nur die Position des Geräts bestimmen, sondern auch navigieren.
2007 brachte das amerikanische Unternehmen Apple das erste iPhone auf den Markt. Obwohl die Hardware keine großen Neuerungen vorwies, wurde das iPhone dank seines Betriebssystems schnell zum Verkaufsschlager.
Nur ein Jahr später wurde das HTC Dream bzw. T-Mobile G1 vorgestellt. – Das erste Smartphone mit Googles Betriebssystem Android. Es dauerte nicht lange, bis sich Android zum beliebtesten Dienstprogramm für Mobilgeräte entwickelte.
Seitdem entwickelte sich das Smartphone aber stark weiter. Entsperren durch Wischen oder durch Eingeben eines PINs bzw. Passworts ist schon lange Geschichte. Mittlerweile entsperrt man fast alle Geräte mithilfe seines Fingerabdrucks oder durch Gesichtserkennung. Sogar kabelloses Laden ist bei einigen Geräten möglich. Es wurden aber nicht nur einige Funktionen hinzugefügt, sondern auch entfernt. Die neuesten Modelle des iPhones besitzen beispielsweise keinen Kopfhöreranschluss. Kabelkopfhörer müssen bei diesen Modellen beim Ladeanschluss angeschlossen werden. Aufladen und Musikhören gleichzeitig ist daher nicht möglich. Um das zu ermöglichen, müssen entweder kabellose Kopfhörer oder ein Adapter gekauft werden.
Auch die für Smartphones typischen Touchscreens wurden seit ihrer Erfindung deutlich optimiert. Das IBM Simon ist zwar aus heutiger Sicht das erste Smartphone, aber berührungsempfindliche Bildschirme waren auch damals nicht Neues. Bei anderen Elektrogeräten kamen sie schon weit früher zum Einsatz. Zwischen 1965 und 1967 erfand EA Johnson am Royal Radar Establishment in Malvern, Großbritannien einen kapazitiven Sensorbildschirm. Dieser wird heute als erster Touchscreen betrachtet.
Doktor Sam Hurst, Gründer von Elographics, konstruierte 1971 einen Berührungssensor mit dem Namen „Elograph“. Im Gegensatz zu modernen Sensorbildschirmen war der Elograph nicht transparent. Er schaffte es dennoch auf die Liste der 100 bedeutendsten neuen technischen Produkte des Jahres 1973. 1974 folgte dann ein transparenter Bildschirm. Nur wenige Jahre später erfand Elographics die heute am weitesten verbreitete Touchscreen-Technologie und patentierte diese.
1983 wurde der erste Heimcomputer mit Touchscreen-Technologie vom Unternehmen Hewlett-Packard vorgestellt.
Smartphones und Handhelds mit berührungsempfindlichen Bildschirmen wurden erstmals in den Neunzigern eingeführt.
2002 begann Microsoft das Arbeiten mit Touch-Technologie und führte die Windows XP Tablet Edition ein. Ausschlaggebend für die 2000er Jahre ist jedoch die zunehmende Beliebtheit von Smartphones.
Wie man sieht, hat das Smartphone bereits eine große Reise hinter sich. Es haben sich allerdings nicht nur Hardware und Software verändert, sondern auch die soziale Rolle des Smartphones. Mittlerweile hat sich das handliche Telefon zu einer Art Statussymbol entwickelt. Auch wenn sich die Funktionen der Geräte momentan nur geringfügig weiterentwickeln, „muss“ man das neueste Smartphone besitzen. Die Funktionen selbst sind bei den jüngeren Generationen oft Nebensache.
Trotz der unendlich vielen Features der neuesten Modelle wird immer noch nach Wegen gesucht, das Smartphone zu verbessern. Wir werden also sehen, was die Zukunft bereithält.