Huawei Mate 20 Lite im Test

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Huawei versucht seit geraumer Zeit, die eigene Produktlinie zu entschlacken und etwas mehr Übersicht in das Produktportfolio zu bekommen.

Mit Ausnahme einiger weniger separater Geräte bringt der chinesische Milliardenkonzern also nun drei Modelle der P-Serie zu Jahresbeginn und drei Varianten der Mate-Serie im Herbst auf den Markt. Neben dem Flaggschiff, dem Mate 20 Pro, und dem etwas abgeschwächten Mate 20 ist auch das Mate 20 Lite käuflich zu erwerben – und das sogar schon eine Weile länger als die besser ausgestatteten Brüder. Nachdem die Lite-Serie bei Huawei traditionell stark ist und sich gut verkauft, lässt auch das Mate 20 Lite auf gute Testergebnisse hoffen. „Mate“ heißt übersetzt übrigens so viel wie „Kumpel“ – aber ist es auch ein guter?

Notch: Nicht zu übersehen

Auf den ersten Blick scheint Huawei in die Vollen zu gehen. Das Mate 20 Lite hat die lange Zeit nur High End-Modellen vorbehaltene Ausfassung am oberen Bildschirmrand bekommen, genannt Notch. Eingelassen darin sind Sensoren und die zwei Frontkameras. Rückseitig verbaut der Hersteller ebenfalls eine Dual-Knipse, die dank KI-Unterstützung tolle Fotos schießen soll. ­Allerdings: Die KI erkannte im Test zwar fast alle Motive, hatte aber immer wieder Schwierigkeiten, ein passendes Setup zu finden. Das heißt, die Aufnahmen waren immer wieder übersättigt und ließen bei schlechtem Licht zudem Schärfe und Details vermissen. Die Hauptkamera besitzt 20 MP, die zweite Knipse lediglich 2 MP – damit ist sie vorwiegend für Tiefenschärfe-Effekte gedacht. Angesichts des Preises geht die Qualität der Aufnahmen in Ordnung, das Fehlen der „Leica“-Zertifizierung macht sich aber bemerkbar. Mit den großen Brüdern kann das Mate 20 bei der Kamera nicht mithalten.

Zuverlässiger Läufer

Das gilt auch für die Leistungswerte. Das Mate20 Lite sichert sich einen Platz im gehobenen Mittelfeld, in etwa im Bereich eines Moto Z3 oder eines Xiaomi Mi A2. Der verbaute Kirin 710 aus eigener Produktion performt in ähnlichen Gefilden wie der etwas ältere Snapdragon 660. Der kommt vorwiegend bei Mittelklasse-Geräten aus 2017 und 2018 vor. Die Leistungswerte gehen in Ordnung und erlauben problemloses Arbeiten, surfen oder spielen. Lediglich bei großen Games mit fordernder Grafik bietet es sich an, die Darstellungsqualität etwas herunterzuschrauben. 4 GB RAM und 64 GB Festspeicher geben keinen Anlass zur Kritik, zumal sich letzterer mit microSD-Speicherkarten um bis zu 256 GB erweitern lässt.

Großer Bildschirm

Das Display misst 6,3 Zoll in der Diagonale, der Trend zu großen Bildschirmen hat mittlerweile auch günstigere Geräteklassen erfasst. Die Helligkeitswerte liegen im Mittelfeld, das Mate 20 Lite ist ausreichend hell, um auch im Freien problemlos genutzt werden zu können. Die Akkulaufzeiten sind top: Rund 14 Stunden konnten wir ohne Unterbrechung surfen, 12 Stunden Videos in Dauerschleife sind auch kein Problem. Auf eine Schnellladefunktion und kabelloses Laden verzichtet Huawei allerdings. Dafür ist ein 3,5 Millimeter-Klinkenstecker verbaut.

Huawei Mate 20 Lite

 

Zwei Augen hinten

Während die beiden High End-Modelle der Mate-Serie das ikonische Kamera-Quadrat (drei Kameras, ein Blitz) spendiert bekommen haben, muss sich die Lite-Variante mit zwei Knipsen begnügen. Direkt unter dem Kamera-Setup sitzt der Fingerprintsensor, der im Test stets zuverlässig funktionierte und gewohnt durchdacht platziert ist. Der farblich etwas abgehobene Streifen hat rein optischen Gründe.

Handlich? Nein

Huawei versucht, die Maße des Mate 20 Lite durch dünne Ränder und den Notch so gering wie möglich zu halten. Einzig: Groß bleibt groß. Wer zarte Hände hat, sollte sich das Mate 20 Lite zumindest zuvor genau ansehen - und vor allem in die Hand nehmen.

Nicht ganz aktuelle Software

Das Mate 20 und das Mate 20 Pro laufen werkseitig mit Android 9.0 und EMUI 9.0 (so heißt die hauseigene Oberfläche von Huawei). Das Mate 20 Lite hat hier das Nachsehen, vorinstalliert ist Android 8.1 und EMUI in der Version 8.2. Updates sollen in der ersten Jahreshälfte 2019 folgen.

Kamera-Software

Die KI, mit der sich Huawei mittlerweile einen Namen gemacht hat, fehlt auch beim „Lite“ nicht. Allerdings zeigt sie vereinzelte Schwächen, nicht alle Objekte wurden umgehend einwandfrei erkannt. Zudem wirkten die Aufnahmen mitunter übersättigt. Vielleicht hilft hier ein Software-Update.

Im Vergleich zu den großen Brüdern verliert das Mate 20 Lite doch deutlich. Für sich gesehen handelt es sich aber um ein solides Smartphone mit riesigem Bildschirm, guten Akkulaufzeiten und zuverlässiger Hardware. Ein guter Kumpel, zweifellos.
Oliver Janko (Chefredakteur)

PROCON

Das Display ist für ein Gerät dieser Preisklasse riesig ausgefallen. Die Kameraqualität ist absolut brauchbar, der Akku ausdauernd, die Hardware solide.

Die KI-Unterstützung lässt häufig zu wünschen übrig. Auf Bluetooth 5.0 wurde ebenso verzichtet wie auf eine Quick Charge-Funktion.

Huawei Mate 20 Lite

Abmessungen158.3 x 75.3 x 7.6 mm
Gewicht172 g
Preis (aktuell)EUR 310

Ausstattung

BetriebssystemAndroid 8.1
Prozessor & KerneKirin 710 /
4 x 2.2 GHz + 4 x 1.7 GHz
GrafikeinheitMali-G51 MP4
RAM4 GB
Interner Speicher64 GB
microSD (maximal)256 GB
Kamera (Haupt/Front)20 / 24 MP
USB-AnschlussUSB Typ-C
Bluetooth4.2
LTE: jaWLAN: a, b, g, n, ac
Fingerabdrucksensor: jaNFC: ja

Akku & Laufzeiten

Akku-Größe3750 mAh
Akku tauschbarnein
Drahtlos ladennein
Schnellladenja
Ladezeit 0-5048 min  /*47 min
Ladezeit 0-100116 min  /*121 min
Laufzeit Browser840 min  /*650 min
Laufzeit Video-Streaming735 min  /*530 min
Laufzeit 3D-Spiel446 min  /*312 min

Display

Größe6.3“
TypIPS-LCD
Auflösung2340 x 1080 Pixel
Pixeldichte409.08 ppi
Helligkeit Ø484 cd/m /*424 cd/m2
Helligkeit (max)505 cd/m  /*449 cd/m2

Leistungs-Check

Leistung¹:5623  /*3921
Grafik²:2156  /*1189

*Mittelwert aller bisher getesteten Geräte
¹ GeekBench 4 Multicore² GFXBench T-Rex Offscreen

Testergebnis¹

Display4.1
Speed (Leistungstest)2.7
Speed (Hardware)4.1
Akku (Laufzeit)4.1
Akku (Hardware)4.3
Features4
Kamera4
Verarbeitung5
Design4

Gesamtnote: Gut (76 %)*

Preis/Leistung: Gut

¹ von möglichen 5 Punkten
*Die Gesamtnote setzt sich wie folgt zusammen:
Display 15 % – Speed (Leistungstest) 22 % – Speed (Hardware) 10 % – Akku (Laufzeit) 24 % – Akku (Hardware) 4 % – Features 4 % – Kamera 15 % – Verarbeitung 3 % – Design 3 %